ATLAS: Verschlafen
Bildung ist Ländersache. So steht es geschrieben.
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Bildung ist Ländersache. So steht es geschrieben. So ist es zunächst einmal billig, wenn auch nicht für das Land, wenn der Oberbürgermeister für den Bau neuer Studentenwohnungen in der Staatskanzlei die Hand aufhält. Nur zu gern schmückt man sich auch in der Heinrich-Mann-Allee mit dem Nimbus einer Studentenstadt. 24 000 gibt es davon hier, doch nur 2100 davon kann das Studentenwerk unterbringen. Weniger als neun Prozent. Bundesschnitt sind zwölf. Allein, um auf diesen Stand zu kommen, müssten 1000 neue Wohnheimplätze entstehen. Ohne weitere üppige Landeszuschüsse ist das nicht zu bewerkstelligen. Doch die rasante Entwicklung verschlafen haben beide – Stadt und Land. Nur zu bequem schien es, auf den Berliner Markt zu vertrauen, dessen Charme die meisten Studenten ohnehin erlegen sind. Lockt doch die Bundeshauptstadt mit einem ungleich glänzenderen Nachtleben. Das vor Jahren eingeführte Begrüßungsgeld für Studenten, die in Potsdam wohnen, ist nur ein schwacher Trost für die oft monatelange, nervenzehrende Suche nach einer bezahlbaren Unterkunft. Sollen Studenten in Potsdam wohnen, müssen sie das auch erstmal können. Dass die Hochschulen blühen und gedeihen, ist seit Jahren kein Geheimnis. Dass es an Wohnraum mangelt, um die künftige Bildungselite unterzubringen, auch nicht. Diskutiert wurde viel, getan wenig. Es ist höchste Zeit, ein Zeichen zu setzen, will man die gute Position als Bildungsstadt nicht aufs Spiel setzen. 200 neue Wohnheimplätze in Golm sind immerhin ein Anfang.
Peer Straube über den Mangel an Wohnheimplätzen
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