An sich müsste man sich die Hände reiben: Wir bekommen ein Spaßbad, wir bekommen ein Schloss. Und wir müssen den größten Teil davon nicht mal selbst bezahlen. Was also läuft schief in Potsdam, dass sich die beiden Großprojekte etwa so problematisch gestalten, als wollte man in Gala-Garderobe einen Döner verspeisen? Und was bewegt Monika Keilholz, die Seiten zu wechseln? Es gab wohl kaum Debatten, bei denen sich die Stimmungslage der Bevölkerung so genau im Stadtparlament spiegelte, wie die Stadtschlossdebatte. Monika Keilholz steht für einen Teil des Wahlvolks, der mit so noblen Projekten nichts mehr am Hut hat. Das hat vielleicht weniger mit dem Stadtschloss zu tun als mit dem Zeitpunkt, zu dem es errichtet werden soll. Nach der Wende sprudelten die Fördermittel – wer noch nichts bekommen hatte, hoffte aufs nächste Jahr. Potsdam hat damals seine Zeit damit verplempert, Großprojekte an der Peripherie zu planen, als wenn eine Millionenmetropole regiert wird: Universität, Theater, Spaßbad, Sterncenter, die Mitte schnarchte vor sich hin. Inzwischen sind die Hähne zugedreht und vom nächsten Jahr sind höchstens Kürzungen zu erwarten. In dieser Situation wollen sich just die in der Mitte exponieren, die am Futternapf sitzen. Man wird mit diesem Projekt nicht die Massen begeistern. Aber das Stadtschloss fallen zu lassen nach den Millionen Steuergeldern, die bereits geflossen sind? Auch ohne Monika Keilholz ist das nicht mehrheitsfähig.
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