Aus dem GERICHTSSAAL: Verschwundene Kuverts
Hotelangestellte des Art“otel soll Geld unterschlagen haben
Stand:
Wieviel Geld nun aus dem Tresor des Art“otels in der Zeppelinstraße wirklich verschwand, ließ sich bei der gestrigen Verhandlung nicht zweifelsfrei klären. Durch die Akten geistern verschiedene Summen. Die Staatsanwaltschaft ging schließlich von 660 Euro aus, die sich Leonie L. (26, Name geändert) am 20. September vorigen Jahres in die eigene Tasche gesteckt haben soll. „Der Vorwurf stimmt nicht“, erklärte die gelernte Hotelfachfrau zum Prozessauftakt. „Ich war sechs Jahre an der Rezeption tätig. Nie ist es zu Unregelmäßigkeiten gekommen. Früher habe ich sogar die Abrechnung für die Speicher-Disko gemacht. Da ging es um Summen von rund 20 000 Euro.“ Leonie L. mutmaßte, man habe sie aus dem Hotel graulen wollen, sie aus diesem Anlass falsch verdächtigt. Einmal – so ihr Verteidiger – habe man seine Mandantin auch beschuldigt, Quittungen manipuliert zu haben. Das daraufhin eingeleitete Ermittlungsverfahren wegen Urkundenfälschung wurde bald wieder eingestellt. Auch der Verdacht der Unterschlagung sei völlig aus der Luft gegriffen. Dennoch wurde das Arbeitsverhältnis zum 1. November 2005 gekündigt.
„Es war üblich, dass Mitarbeiter die Einnahmen des Palazzo-Restaurants bei Dienstschluss in unserem Hoteltresor deponierten“, berichtete die Angeklagte. „Das Geld befand sich in Briefumschlägen, dessen Höhe wir nicht kannten. Der jeweilige Palazzo-Mitarbeiter bestätigte im Kontrollbuch lediglich mit seinem Namen und Datum die Übergabe.“ So sei es auch in jener Nacht gewesen, bestätigte Leonie L. Der gerade neu eingestellte Oberkellner des „Palazzo“ habe ihr mehrere Kuverts gegeben, die sie ordnungsgemäß eingeschlossen habe. Wie viele es genau waren, wisse sie nicht mehr. Am nächsten Tag sei sie von ihrer Chefin darüber informiert worden, dass Geld fehle. „Und aus dem Kontrollbuch, das immer unter dem Tresen lag, waren mehrere Seiten herausgerissen, unter anderem auch die mit der Eintragung der letzten Nacht.“
„Ich habe vier Umschläge an der Rezeption abgegeben“, erinnerte sich der damalige Oberkellner des „Palazzo“ im Zeugenstand. „Zwei waren mit meinen Einnahmen des Abends gefüllt. Das müssten so 600 Euro gewesen sein. Zwei Kuverts stammten von Kollegen. Wieviel da drin war, kann ich nicht sagen.“ Als man am nächsten Morgen Lieferantenrechnungen bezahlen wollte, hätten sich nur noch zwei Briefumschläge im Tresor befunden. Seit diesem Vorfall würden die Einnahmen des Restaurants in einer kleinen verschlossenen Kassette im Geldschrank aufbewahrt.
Es ließe sich nicht zweifelsfrei beweisen, dass es die Angeklagte war, die das Geld unterschlagen habe, befand Richterin Kerstin Devriel. Freispruch! Hoga
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