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Sport: Versöhnlicher Abschied

Potsdams Langläuferin Anja Carlson sagt dem Leistungssport ade

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„Ja, ein bisschen Wehmut ist schon dabei“, sagt Anja Carlson. Nach fast 15 Jahren, von denen sie in den vergangenen fünf zum Bundeskader und zur Nationalmannschaft zählte, sagt die Leichtathletin dem Leistungssport nun ade. „Irgendwann muss jeder einmal aufhören. Und ich tue es nun mit fast 30 Jahren und zudem auf dem sportlichen Höhepunkt.“ In der Tat: Hinter der Potsdamerin liegt ihre erfolgreichste Berglaufsaison, die mit dem vierten Platz bei der Longdistanz- Berglauf-WM innerhalb des 15. Jungfrau- Marathons 2007 gekrönt wurde. Nur 16 Sekunden fehlten der Athletin des SC Potsdam am Ende zum Edelmetall.

Hauptgrund, die Laufschuhe an den berühmten Nagel zu hängen, sind die gewachsenen Anforderungen im Beruf. Derzeit arbeitet Anja Carlson an ihrer Dissertation zu einem ausgewählten Thema der Ernährung im Leistungssport, welche sie in diesem Jahr noch abschließen möchte. Am Institut für Sportmedizin der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Uni Potsdam hat sie zudem neue Aufgaben übernommen. „Und das ist mit dem intensiven Leistungssport einfach nicht mehr zu vereinbaren“, erzählt sie. „Bislang bin ich rund 200 Kilometer pro Woche gelaufen. Hinzu kam das intensive Intervalltraining vor den Wettkämpfen.“ Auf das morgendliche Joggen verzichtet die 29-Jährige aber nach wie vor nicht: Auch in Zukunft geht es durch den Park Sanssouci zur Uni – als willkommener Ausgleichssport. Um den Hochleistungssport, insbesondere das Berglaufen, auf internationalem Niveau zu betreiben, reicht die Zeit jedoch nicht mehr aus.

Anja Carlson, die bislang von ihrem Vater Peter trainiert wurde, gewann insgesamt neun Medaillen bei Deutschen Meisterschaften im Cross, im Straßen- und im Berglauf. Außerdem hatte sie in ihrer Laufbahn mehrere Einsätzen in der Nationalmannschaft der Jugend- und Juniorenauswahl im Straßenlauf. Sie gewann dabei den Junioren-Europameistertitel mit dem deutschen Crossteam und hält den Deutschen Jugendrekord im Halbmarathon. Die zurückliegenden drei Jahre, in denen sie unter anderem der Nationalmannschaft im Berglauf des DLV angehörte, waren ihre erfolgreichsten in dieser Disziplin. Seit 2005 konnte sich die Potsdamerin, die 2006 erstmals den Deutschen Berglauf-Meistertitel gewann, regelmäßig für die Berglauf-EM und -WM qualifizieren; sie war dabei sowohl 2006 als auch 2007 mit Top-20-Platzierungen Deutschlands erfolgreichste Athletin. Die sportliche Bilanz komplettierte die Läuferin auch mit dem viermaligen Erfolg beim Swiss Alpine Marathon Davos, dem Sieg beim Hannover-Marathon 2001, bei dem sie ihre Marathonbestleistung mit 2:37:25 Stunden aufstellte. Aber auch mit dem Gewinn solcher Berglauf-Klassiker wie dem Tegel-, Karwendel-, Hochblauen- und dem Kandel-Berglauf sowie der 1. Welterbe-Berglauftrophy.

„Ganz werde ich mit dem Laufen natürlich nicht aufhören“, versichert Anja Carlson. „Mit dem Abtrainieren habe ich schon begonnen. Aber an regionalen Veranstaltungen werde ich immer wieder teilnehmen, denn das hat immer großen Spaß gemacht.“ Und dabei werden sicherlich immer wieder auch die Gedanken an ihre zurückliegende Karriere kommen. „Es war“, sagt sie, „eine sehr gute Zeit.“

Mitarbeit: Gerhard Pohl

Henner Mallwitz

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