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Landeshauptstadt: Verständigung nach Rezept

Grundschüler reden mit ihren Großeltern über Rezepte der Kriegszeit und machen daraus ein Buch

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Der Duft nach frisch gebackenen Waffeln in der Ludwig-Renn-Grundschule erinnert ein bißchen an Omas Küche - das passt zum Anlass. Die Schüler der fünften und sechsten Klasse, die gestern mit weißen Kochmützen hinter den Waffeleisen standen, werden bald mit ihren Großeltern über Rezepte reden - so stellt sich das zumindest Elke Schnarr vor.

Die Redakteurin ist im Seniorenbeirat der Stadt Potsdam engagiert und plant ein Buch mit dem Titel „Lirum Larum Löffelstiel, was Oma kocht, das kost’ nicht viel“. In diesem Buch sollen Rezepte vorgestellt werden, nach denen die Großeltern und Urgroßeltern der heutigen Grundschüler in Kriegs- und Nachkriegszeiten gekocht haben. „Damit soll Wissen festgehalten werden, das sonst verloren geht“, erklärt Schnarr.

Die Rezepte sind dabei auch Mittel zum Zweck. Sie sollen den Einstieg in Gespräche bieten, die nicht immer leicht fallen. „Ich sehe das ja bei meinem eigenen Vater. Vielleicht rühre ich da mit Fragen an Erinnerungen, die ihm gar nicht lieb sind“, beschreibt Schnarr ihre Erfahrungen. Sie ist davon überzeugt, dass das Wissen um die Lebensumstände der Großeltern zu mehr Verständnis zwischen den Generationen führt.

Schirmherrin des Buchs ist Elona Müller. Die Beigeordnete für Jugend und Soziales lobt das Projekt, weil es den Begriff der generationsübergreifenden Arbeit mit Leben erfülle. „Die Kinder sollten erfahren, dass ihre Großeltern damals nicht einfach im Supermarkt überlegt haben, was essen wir denn heute.“ Müller war gestern dem Waffelduft in die Ludwig-Renn-Schule gefolgt, um einer Scheckübergabe beizuwohnen.

Mit 530 Euro unterstützt das Zentrum für Aus- und Weiterbildung Ludwigsfelde (ZAL) die Rezeptesammlung. Den symbolischen Scheck überreichte Bettina Bettge, Bildungsstättenleiterin in Potsdam, an Brigitte Reinisch vom Seniorenbeirat. Der Beirat ist Träger des Buches und Brigitte Reinisch weiß auch schon, wie sie das Projekt in ihre Arbeit eingliedern will. Bis zur Seniorenwoche im Juni sollen die Rezepte vorliegen und müssen ausprobiert werden. Im Landhotel Potsdam sollen die Kinder im Rahmen der Seniorenwoche die Rezepte von Oma nachkochen. Brigitte Reinisch hofft, dass auch Bürgermeister Jann Jakobs kosten kommt. „Da er selbst gerne kocht und isst, dürfte das kein Problem sein“, stimmte Elona Müller amüsiert zu.

Die getesteten Rezepte sollen dann zusammen mit Rezeptvorschlägen aus anderen Landkreisen Brandenburgs in dem Buch gesammelt werden - am liebsten handschriftlich, meint Elke Schnarr: „Ich will die Handschrift der Oma sehen, die hat das nicht am Computer geschrieben.

Frauke Adesiyan

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