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Andenken. Mit der Tafel wird an zwei mutige Potsdamerinnen erinnert.

© M. Thomas

Landeshauptstadt: Versteck bei den Schneiders

Neue Tafel für „Gerechte unter den Völkern“

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Verstecken konnten sie die Jüdin gar nicht. In der kleinen Mietwohnung in der Wielandstraße 22 wäre das schnell aufgeflogen. Deshalb griffen Dorothea Schneider und ihre Tochter Christa Maria zu einem Trick: Sie gaben Charlotte Paech, die als Mitglied der Widerstandsgruppe jüdischer Kommunisten um Herbert Braun um ihr Leben fürchten musste, vor den Nachbarn als Krankenschwester auf Erholungsurlaub aus. Insgesamt drei untergetauchten Jüdinnen halfen die beiden Potsdamerinnen zwischen 1943 und 1945 und setzten dafür ihr Leben aufs Spiel – deshalb wurden sie von der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt. Am Freitag enthüllte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) gemeinsam mit dem 82-jährigen David Rosenfeld, der sich seit Jahren für die Ehrung der Potsdamer „Gerechten“ vor Ort einsetzt, an der früheren Adresse der Schneiders in der Siedlung Am Schillerplatz eine Gedenktafel.

Es handele sich um ein „Zeichen für eine lebendige Erinnerungskultur“, sagte Jakobs. David Rosenfeld las aus einem Brief von Christa Maria Schneider-Lyckhage, die heute 93-jährig im schwedischen Göteborg lebt. Auch eine Nachbarin, die seit 1937 im Haus wohnt, berichtete von ihren Erinnerungen: Zu Weihnachten habe sie mit ihren Geschwistern in der Wohnung der Schneiders die Krippe bewundert, während der Luftangriffe habe „Tante Schneider“ im Luftschutzkeller mit Trost beigestanden, erzählte die 79-jährige Gisela Müller.

Christa Maria Schneider-Lyckhage ist die einzige lebende der sieben bekannten Potsdamer „Gerechten unter den Völkern“. Gedenktafeln für Carola Müller und Pfarrer Günther Brandt wurden 2012 enthüllt, für die wohl bekannteste „Gerechte“, Maimi von Mirbach, gibt es bereits seit längerem eine Tafel in der Alleestraße. Noch offen ist die Tafel für Annemarie und Helmuth die Sell: Das Ehepaar hatte einem jüdischen Jungen gefälschte Papiere besorgt und die Ausreise ermöglicht. Man sei in Kontakt mit den Nachkommen in den USA, sagte Franziska Rigot aus der Stadtverwaltung. jaha

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