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Landeshauptstadt: Verteidiger in der Kritik

Potsdamer Anwalt agiert im Dresdner Mord-Prozess

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Potsdam/ Dresden – Der Prozess um den Mord an der Ägypterin Marwa El-Sherbini ist bundesweit ein Top-Thema in den Medien – und einer der Verteidiger des Angeklagten ist der bekannte Potsdamer Anwalt Veikko Bartel. Mit seinen Aussagen am ersten Prozesstag gerät er nun in den Fokus renommierter deutscher Zeitungen. Die Süddeutsche Zeitung bescheinigte seinem ersten Auftritt, dass er damit „allgemeines Kopfschütteln“ geerntet habe. Die Frankfurter Rundschau attestierte „teils theatralisch formulierte Anträge“, und die Online-Ausgabe des Spiegels urteilte gar: „Solche Verteidiger braucht die deutsche Justiz nicht.“

Zusammen mit einem Kollegen hatte Bartel einen Antrag wegen Befangenheit des Gerichts gestellt und die Frage aufgeworfen, was seinen Mandanten Alex W. „so denken“ lässt. Der 28-Jährige ist angeklagt, die schwangere Marwa El-Sherbini mit Messerstichen getötet und ihren Ehemann schwer verletzt zu haben. Als Motive werden Ausländerhass und Hass auf den Islam vermutet. Bartel sprach im Gericht aber auch von gesellschaftlichen Umständen: Es müsse untersucht werden, welches „Islambild Politik und Medien der Bevölkerung in den Jahren nach dem 11. September 2001 vermittelten“ und welche Wirkung dies auf seinen Mandanten hatte. Dazu verwendete er im Gericht Beispiele von Hinrichtungen von Mädchen im Iran oder von Sprengstoffanschlägen. „Ich las noch nie von einer Demonstration von Muslimen, die mit Vehemenz so genannte Ehrenmorde verurteilt hat“, so Bartel. Daraufhin wurde ihm vorgeworfen, er gäbe indirekt den Muslimen die Schuld an dem Verbrechen. Gegenüber den PNN widersprach Bartel gestern: „Jede ausländerfeindliche Straftat ist eine zu viel. Und natürlich sind muslimische Mitbürger nicht Schuld daran, Opfer ausländerfeindlicher Straftaten zu sein.“

Auch in Potsdam gilt Bartel als umstrittener Anwalt. Im April wurde er am Landgericht wegen Parteiverrats zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt – allerdings hat er dagegen Revision eingelegt, so gestern ein Sprecher des Landgerichts. Ihm wird vorgeworfen, eine Mandantin unter Druck gesetzt und genötigt zu haben. HK

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