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Links und rechts der Langen Brücke: Vertrauen angebracht

Michael Erbach rät bei der Diskussion um den neuen Landtag zur Zurückhaltung – bis überhaupt klar ist, wie gebaut wird

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In dieser Woche ist die politische Debatte über den Landtagsbau wieder eskaliert. Die neue Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Saskia Funck, hat dem für den Bau zuständigen SPD- Finanzminister Rainer Speer den Fehdehandschuh hingeworfen. Sie hatte kritisiert, dass nach den aktuellen Plänen nur die Hälfte des Original-Innenhofs übrigbleibe. „Wir haben jetzt die einmalige Chance, das Schloss weitestgehend im Original wieder aufzubauen“, so ihre Haltung. Mal ganz abgesehen davon, dass ihre Rechnung nicht stimmt, denn Berechnungen zufolge verliert der Hof nur etwa ein Viertel seiner Fläche – die Diskussion ist auch ziemlich sinnlos. Denn es gibt eine eindeutige Beschlusslage: Auf dem Alten Markt soll ein neuer Landtag entstehen, der Platz für das Parlament eines künftigen Bundeslandes Berlin-Brandenburg bietet. Müßig zu debattieren, dass es womöglich nie zu einer Länderfusion kommt. Müßig vorzuschlagen, den Landtag kleiner, also in der Originalkubatur , zu errichten und die Berliner nach einer Fusion in einem Nebengebäude unterzubringen – die Beschlüsse sind gefasst und selbst Funck erklärte, dass sie nicht vorhabe, daran etwas zu ändern. Bleibt ihre Forderung an die Konsortien, bei der weiteren Bearbeitung ihrer Pläne doch noch einen Innenhof in Originalgröße zu schaffen. Dagegen ist nichts einzuwenden, nur ist bei der weiteren Diskussion um das Landtagsschloss Zurückhaltung angebracht. Zunächst: Schon jetzt ist viel erreicht worden. Auch dank der Spende von Hasso Plattner hat es eine Neuplanung gegeben, die Außenfassade wird dem Original historisch nachempfunden errichtet. Seit ein paar Tagen ist bekannt, dass auch die Fassaden des Innenhofes historisch gestaltet werden sollen. Ja, der Innenhof wird kleiner – aber nach Auskunft von Architekten bleibt die Proportionalität erhalten. Und was über das unter Geheimhaltung stehende Projekt nach außen dringt, klingt übereinstimmend positiv – sogar von überraschenden, überzeugenden Entwurfsplänen ist die Rede. So soll beispielsweise das Landtagsrestaurant im Dachgeschoss untergebracht werden, mit einer Terrasse. Dennoch wird hinter den Kulissen weiter um Details gerungen. Öffnung der Gastronomie in den Seitenflügeln des Fortunaportals zum Innenhof, Wiederherstellung der früheren Durchgänge in den Seitenflügeln, Öffnung des Landtagsrestaurants für die Bevölkerung an den Wochenenden Fazit: Die Potsdamer können wohl darauf vertrauen, dass Planer, Juroren und Fachleute verantwortungsbewusst mit dem Projekt Landtagsschloss umgehen. Erst wenn wirklich bekannt ist, was genau gebaut wird, lohnt sich Aufregung – wenn es etwas zum aufregen gibt.

Michael Erbach

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