zum Hauptinhalt

PNN-Serie zu Flüchtlingshelfern in Potsdam: Vertrauen geben

„Es gibt ein helles Deutschland, das sich leuchtend darstellt“, sagt Bundespräsident Joachim Gauck über die Helfer, die sich in diesen Tagen für Flüchtlinge einsetzen. Auch in Potsdam geben viele Freiwillige ihr Bestes. Wir stellen jede Woche ein Beispiel vor, aufgezeichnet von Katharina Wiechers. Heute: Bettina Viebeg.

Von Katharina Wiechers

Stand:

Ich lebe in Töplitz, bin selbst Mutter und Großmutter und arbeite als Therapeutin im psychosozialen Bereich – auch mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen. Als es im vergangenen Jahr losging mit den vielen Flüchtlingen war mir eigentlich schnell klar, dass ich meine Fähigkeiten gerne zur Verfügung stellen möchte. Ich habe mich an das Netzwerk gewandt, das die ehrenamtliche Arbeit in der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Ferch organisiert und mich da eingeklinkt. Seitdem bin ich wenn es irgendwie geht einmal die Woche in der Einrichtung und betreue mit anderen Ehrenamtlichen eine Kinder- und Jugendgruppe – weil ich freiberuflich arbeite, klappt das meist.

Was wir dort machen ist immer unterschiedlich. Mal wird gebastelt oder gepuzzelt, manchmal habe ich aber auch einfach nur ein Kind auf dem Schoß. Man muss immer spontan entscheiden, was sich in dem Moment gut anfühlt. Wenn die Kinder ganz frisch in der Einrichtung sind, sind sie oft sehr scheu, vor allem die Mädchen. Aber beim zweiten Mal sind sie dann meistens schon zutraulicher. Viele haben Schweres erlebt. Weil die wenigsten Kinder Deutsch oder Englisch sprechen, können wir nur erahnen, was sie durchgemacht haben. Aber als Körperpsychotherapeutin kenne ich die Sprache des Körpers. Da es sich ja um eine Erstaufnahmeeinrichtung handelt, gibt es viele Wechsel in der Gruppe – oft können wir uns von den Kindern gar nicht mehr verabschieden. Wir müssen also immer wieder loslassen – gerade bei Kindern, die ja manchmal sehr schnell ihr Herz zeigen, ist das oft schade. Aber das war von Anfang an klar. Wichtig ist, dass wir ihnen Sicherheit vermitteln und dass Vertrauen aufgebaut wird. Deshalb achten wir auch sehr darauf, dass das Treffen nie ausfällt. Einer von uns ist immer da. Neben der Kindergruppe bin ich auch in der Willkommens-Gruppe aktiv. Alle sechs Wochen organisieren wir in der Einrichtung ein Willkommensfest mit Gebackenem und Tee und Kaffee sowie einer kleinen kulturellen Einlage – Musik oder Theater zum Beispiel.

Für die Kinder gibt es dann kleine Geschenke wie Buntstifte oder ein Kuscheltier – in einem Rucksack, damit sie was mitnehmen können auf ihrer weiteren Reise. Denn die meisten kommen ja nur mit dem, was sie auf dem Leibe tragen und vielleicht noch einer Plastiktüte. Mit den Festen wollen wir zeigen, dass wir eine Gemeinschaft sind, dass bei uns auch gelacht und gesungen wird. Mein Mann, meine Kinder und meine Freundinnen unterstützen mich sehr in meinem Engagement. Aber natürlich bekommt man hier in Töplitz auch mit, dass manche skeptisch sind. Ich versuche die Menschen dann aufzuklären und zu ermutigen, einfach mal mitzukommen. Nicht alle wollen das, sind dafür aber im Hintergrund aktiv und unterstützen uns mit Geld oder Sachspenden. Und natürlich gibt es auch welche, die skeptisch bleiben. Aber ich lasse mich nicht beirren.

Heute berichtet Bettina Viebeg, 59. Sie betreut Flüchtlingskinder in der Erstaufnahmeeinrichtung Ferch.

Sind Sie auch in der Flüchtlingshilfe aktiv oder kennen Sie jemanden, den wir hier vorstellen sollten? Schicken Sie uns eine E-Mail an potsdam@pnn.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })