Sport: Vertrauen in die Nummer Zwei
Das Spiel des FFC Turbine gegen Frankfurt ist ein wichtiges. Ein großes soll es werden. Dafür hoffen alle auf starke Kulisse
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Das Spiel des FFC Turbine gegen Frankfurt ist ein wichtiges. Ein großes soll es werden. Dafür hoffen alle auf starke Kulisse Von Jan Brunzlow Der Druck ist hoch, die Erwartung der Verantwortlichen noch viel höher: 9000 Freikarten hat Turbine Potsdam unter der Woche an Schülerinnen und Schüler verteilt, damit das Karl-Liebknecht-Stadion am Sonntag um 14 Uhr eine würdige Kulisse für das Spitzenspiel der Frauenfußball-Bundesliga zwischen Tabellenführer Turbine Potsdam und Serienmeister FFC Frankfurt bietet. Demnach wäre „alles unter 2000 Zuschauer eine Enttäuschung“, sagt Trainer Bernd Schröder: „Und auch eine Blamage“. Für Vereins-Präsident Günter Baaske wäre der Sieg „ein gutes Zeichen in Richtung Meisterschaft“ und, erklärt er weiter: „Es ist ein wichtiges Spiel, hoffen wir, dass es auch ein großes wird“. Während der 61-jährige Trainer gespannt darauf ist, wie viel Zuschauer sich auf den Rängen postieren, macht ihm die Aufstellung seiner Elf auf dem Feld noch Sorgen: „Das System steht, nur könnten es andere Spielerinnen als sonst besetzen.“ Denn nach der Verletzung von Viola Odebrecht und der Hüftprellung von Nadine Angerer im Länderspiel gegen China soll am Sonntag entschieden werden, ob sie spielen können oder nicht. „Heute könnte ich nicht spielen“, sagt Angerer am Freitagabend in der Hoffnung auf Besserung bis Sonntag. Sie könne auf Grund der Prellung auf der rechten Hüftseite momentan nicht joggen – noch weniger schnell heraus laufen oder in die Torecken fallen. „Sollte es nicht gehen, werde ich dies dem Trainer am Sonntag mitteilen. Falscher Ehrgeiz wäre hier fehl am Platz. Ich muss hundertprozentig fit sein, ansonsten kann ich der Mannschaft nicht helfen.“ Wenn nicht, wird Stephanie Ullrich für Angerer das Tor hüten. Die Nummer Zwei von Turbine hat Schröders Vertrauen: „Wir arbeiten seit Wochen mit ihr, ich erwarte eine Trotzreaktion der ganzen Mannschaft“. Er ärgert sich über das Zustandekommen der Verletzungen, denn Odebrecht spielte im Kreis der Nationalmannschaft trotz Verletzung in einem Trainingsspiel und musste nach wenigen Sprints raus. Und Angerer? Sie hatte am Mittwochabend Magen-Darm- Probleme, lief am Donnerstag zum Spiel gegen China auf und musste in der 38. Minute ausgewechselt werden – nach einem Zusammenprall, bei dem auch die chinesische Spielerin sich verletzte. Schröder sieht den etwaigen Ausfall beider Akteurinnen als schweren Schlag: „Der Ausfall von beiden wäre schlimmer zu verkraften als der einer Ariane Hingst“, sagte Schröder am Freitag in Anwesenheit des „Potsdamer Glücksbringers“ Anja Mittag. Sie sei eine der drei starken Stürmerinnen in der Offensive, die jedoch ohne gutes Mittelfeld und dessen Zuspiele nicht arbeiten könnte. Die vor einem Jahr aus Aue an die Havel gewechselte Anja Mittag hat erst ein Punktspiel im Turbine-Trikot und gegen Frankfurt noch keines verloren. „Ein bisschen Aufregung macht sich vor dem Spiel aber breit, auch beim Trainer“, sagte die 18-Jährige augenzwinkernd. Sie will es noch einmal so machen, wie in der letzten Saison, als sie den Führungstreffer bei 3:2-Sieg in Frankfurt schoss. Der Optimusmus in der Mannschaft sei groß, so Mittag, die sich wohl am Sonntag gegen FFC-Verteidigerin Zerb durchsetzen muss. Laut Schröder eine der antrittsschnellsten Abwehrspielerinnen der Liga. Alles ist bereit für ein großes Fußballfest in Babelsberg, denn beim letzten Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften pilgerten 7900 Zuschauer ins Stadion. Baaske ist daher zuversichtlich, dass in dieser Saison Turbine die Mauer durchschlagen kann, gegen die sie so oft angerannt sind. Brandenburgs Minister für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen setzt am Sonntag auf Sieg: „egal wie hoch.“ Und bei einer Niederlage? Die Frage bereitet Bernd Schröder Kopfschmerzen, denn der Trainer weiß um die Psyche seiner Mannschaft. „Dann werden die Spiele gegen Freiburg und danach im Pokal ganz schwer.“ Die Partie gegen Frankfurt sei richtungsweisend, baut Schröder Druck auf. „Die Mannschaft lebt von Erfolgen, aber auch von Misserfolgen, die dann mit ins nächste Spiel getragen werden“, rechnet der Coach. Damit dies nicht passiert, wird heute um 10 Uhr im Luftschiffhafen trainiert, danach gemeinsam Mittag gegessen und ein Videonachmittag mit den schönsten Spielszenen der vergangenen Jahre veranstaltet. Alles für die Psyche, damit am Sonntag der Erfolg in den Köpfen steckt, bevor der Rasen betreten wird. Spätestens dann sind auch die letzten Fragen geklärt: Beispielsweise wie viele Zuschauer gekommen sind und ob Angerer sowie Odebrecht spielen können
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