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Landeshauptstadt: Vertrauen missbraucht

130 000 Euro auf Komplizen-Konten überwiesen

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Als Lukas L.* in der 11. Klasse war, erhielt er einen Praktikumsplatz in der Filiale der Deutschen Bank in der Wilhelmgalerie. Der 18-Jährige erwarb schnell das Vertrauen seiner Vorgesetzten, durfte am Schalter bedienen, hatte mittels eines eigenen Passwortes bundesweiten Zugang zu allen Kundendaten des Kreditinstituts. So viel Geld vor Augen und kein eigenes im Portemonnaie ließ den Fachabiturienten schwach werden. Gestern musste er sich wegen gewerbsmäßigen Betruges, versuchten Betruges und Urkundenfälschung vor dem Jugendschöffengericht verantworten. Laut Anklage suchte sich Lukas L. nach Absprache mit zwei unbekannt gebliebenen Mittätern im Sommer 2007 Konten mit höherer Deckung und schleuste mit zehn gefälschten Überweisungsträgern etwa 130 000 Euro auf das Konto des Mitangeklagten Tobias T.* sowie auf Konten anderer. Sie werden sich ebenfalls vor Gericht verantworten müssen. 29 456 Euro sollen die derart Begünstigten abgehoben haben. Der Rest konnte von der Deutschen Bank rechtzeitig zurückgebucht werden. Eine zweite Anklage legte Lukas L. den versuchten Diebstahl von Reifen aus einem Michendorfer Autohaus zur Last.

„Ich war damals spielsüchtig und brauchte dringend Geld. In der Disko habe ich einen gewissen Mahmud kennengelernt. Der fragte mich, ob ich so etwas machen würde Er hat mir auch die Bankdaten derjenigen gegeben, auf deren Konten das Geld gehen sollte“, erzählte Lukas L. (20). 2500 Euro habe er von Mahmud, deren Nachnamen er nicht kenne, für seine Transaktionen erhalten. Die habe er sofort wieder verspielt. Als er in der Bank auf frischer Tat ertappt wurde, legte er gleich ein Geständnis ab. Inzwischen – so der Angeklagte – habe er einen Ausbildungsplatz in seinem Traumberuf und eine Freundin, die ihm den Laufpass geben würde, wenn er erneut straffällig würde. „Was ich gemacht habe, war total bescheuert“, bekannte er. „Die Lehre hatten Sie auch schon, als Sie die Autoreifen klauen wollten“, entgegnete die Staatsanwältin. Zudem sei ihr bekannt, dass ein weiteres Verfahren wegen Diebstahls gegen Lukas L. laufe.

Tobias T. (22), sein Nachbar auf der Anklagebank, berichtete: „Ich wurde im Waschhaus von jemandem angesprochen, ob ich schnelles Geld verdienen wolle. Ich sollte einem Dennis aus der Waldstadt meine EC-Karte und meine Konto-Nummer geben und dafür 1000 Euro erhalten.“ Ihm sei schon bewusst gewesen, dass das illegal sei, gestand der Arbeitslose. „Aber wenn es geklappt hätte, dann hätte ich meinen zwei Kindern und mir etwas Schönes kaufen können.“ Das auf sein Konto transferierte Geld wurde von der Bank zurückgebucht. Tobias T. sah keinen Cent „Prämie“.

Das Gericht stellte sein Verfahren gegen Ableistung von 40 Sozialstunden ein. Ob Lukas L. eine Jugendstrafe erhält, wird sich in einem Jahr entscheiden. So lange hat er Zeit, sich zu bewähren, bekommt einen professionellen Helfer an die Seite gestellt. Überdies muss er 50 Stunden unentgeltlich arbeiten und der Deutschen Bank den entstandenen Schaden nach besten Kräften ersetzen. Das Urteil ist bereits rechtskräftig. (*Namen geändert.) Hoga

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