Aus dem GERICHTSSAAL: Verurteilter wollte Bruder entlasten Nächtlicher Überfall auf Radfahrer noch ungeklärt
Wer war bei dem mutmaßlich Überfall auf zwei Radfahrer in der Potsdam Heinrich-Mann-Allee vor rund zwei Jahren dabei? Auch am Dienstag, dem zweiten Verhandlungstag vor dem Landgericht Potsdam, konnte diese Frage nicht eindeutig erklärt werden.
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Wer war bei dem mutmaßlich Überfall auf zwei Radfahrer in der Potsdam Heinrich-Mann-Allee vor rund zwei Jahren dabei? Auch am Dienstag, dem zweiten Verhandlungstag vor dem Landgericht Potsdam, konnte diese Frage nicht eindeutig erklärt werden. Beide Angeklagte weisen die Schuld von sich: Andy F.* will nur am Rand gestanden haben, Benjamin M. gar nicht erst vor Ort gewesen sein. Das für Dienstag angesetzte Urteil wurde verschoben, zunächst sollen noch weitere Zeugen sollen gehört werden.
In der Nacht vom 20. auf den 21. August 2011 soll eine Gruppe junger Männer zuerst einen 22-jährigen Radfahrer beraubt und ihm seine Playstation abgenommen haben. Anschließend sollen sie einen 28 Jahre alten Studenten geschlagen und ihm Geld sowie Handy geraubt haben. Alle Zeugen berichten, dass sie mit einem Schlagstock bedroht wurden.
Der Einzige, der die Tat einräumt und dafür bereits in einem getrennten Verfahren verurteilt wurde, ist der ältere Bruder von Benjamin M. Am Dienstag wurde der 25-Jährige erneut als Zeuge verhört. Marius M., der in Handschellen vor Gericht erschien, versuchte, seinen Bruder in Schutz zu nehmen und stattdessen die Mitschuld von Andy F. zu untermauern. Er selbst, Andy F. und ein Dritter, dessen Identität er nicht verraten werde, hätten die Überfälle begangen. Sein Bruder sei erst später dazugekommen, kurz bevor die Polizei die Verdächtigen aufgegriffen hatte. Als der Staatsanwalt diese Aussage als wenig glaubwürdig bezeichnete, erntete er wüste Beschimpfungen des jungen Mannes mit den Tätowierungen im Gesicht. Auch eine Mahnung des Richters und die Androhung zusätzlicher Strafe konnten ihn nicht beruhigen: Es sei ihm ganz egal, wie lange er einsitzen müsse, rief er.
Die Aussage eines weiteren Zeugen untermauerte hingegen die Unschuldsbekundungen von Andy F. Dieser behauptet, bei den Überfällen tatenlos dabeigestanden zu haben. Der 21-jährige Zeuge des ersten Überfalls bestätigte, dass F. nur am Rand gestanden habe. Benjamin M., der nach Angaben seines Bruders Marius gar nicht dabei war, äußerte sich erneut nicht zur Tat. Sein Anwalt sagte aber am Rande des Prozesses, dass die Beteiligung seines Mandanten keineswegs bewiesen sei. Keines der Opfer habe ihn eindeutig identifiziert, sondern nur seinen Pullover, der auf Polizeifotos aus der Tatnacht auftaucht. Wer diese Bilder gemacht hat und ob der Pullover eindeutig Benjamin M. zugewiesen werden kann, konnten auch die zwei am Dienstag befragten Beamten nicht eindeutig belegen. Deshalb sollen weitere ihrer Kollegen beim nächsten Prozesstag am 27. Mai befragt werden. wik
*Namen von der Redaktion geändert
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