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Homepage: Verwaltung des Mangels Kursbeschränkungen und volle Seminare an der Uni

Am Anfang des Wintersemesters erhielten 200 Studenten der Uni Potsdam vom Online-Anmeldesystem PULS die Nachricht, dass ihre Anmeldung für eine Psychologievorlesung abgelehnt wurde. Der vorgesehen Raum war schlicht nicht groß genug für alle 400 Interessenten.

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Am Anfang des Wintersemesters erhielten 200 Studenten der Uni Potsdam vom Online-Anmeldesystem PULS die Nachricht, dass ihre Anmeldung für eine Psychologievorlesung abgelehnt wurde. Der vorgesehen Raum war schlicht nicht groß genug für alle 400 Interessenten. Erst durch ihren Protest in der ersten Sitzung erreichten die Studierenden, dass die Vorlesung in einen größeren Saal verlegt wurde.

Bereits in den vergangenen Semestern hatte der Allgemeine Studierendenausschuss der Uni (AStA) die Zulassungsbegrenzung von Lehrveranstaltungen kritisiert. Wobei es nicht um Wunschseminare geht. Bestimmte Lehrveranstaltungen müssen die Studenten besuchen. Wenn sie diese jedoch erst in einem der nächsten Semester belegen können, kann sich ihre Studienzeit verlängern. Im vergangenen Jahr hat der AStA deshalb sogar ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben. Das Gutachten kommt zu dem Schluss, dass der Ausschluss aus Seminaren, Übungen und Vorlesungen – so wie er an der Uni Potsdam praktiziert – rechtswidrig ist.

Nach Ansicht des Rektorats habe die Uni das Problem in diesem Semester jedoch durch eine bessere Organisation in den Griff bekommen. „Bisher ist kein wirkliches Problem aufgetreten“, sagte der Referent des Rektors, Rico Janke, den PNN. Die zahlreichen Beschwerden, die er sonst zu Beginn des Semesters bekommen habe, seien diesmal ausgeblieben. „Wir lernen ja auch dazu.“

Das sieht der AStA anders. Obwohl die Koalition zwischen der Offenen Linken Liste (OLL) und der Grünen Alternativen Liste (GAL) zerbrochen ist, vertreten sie in ungewohnter Einhelligkeit die Auffassung, dass die Missstände weiterhin bestehen. Weil der AStA erst sehr spät gewählt wurde, habe leider die Zeit gefehlt, um größere Aktionen vorzubereiten, damit die Studenten mit ihren Beschwerden auch zum AStA gehen, sagte Sahra Dornick (OLL), Referentin für Studienreform. Jedoch habe sie „total viele Leute getroffen, die völlig irritiert waren, weil sie nicht in ihre Seminare kamen“. Insbesondere das elektronische Universitätslehr- und Studienorganisationsportal (PULS), über das die Anmeldung in zahlreichen Fächern bereits läuft, kritisiert Tobias Dornisch (GAL), Referent für Hochschulpolitik. „Eine Ablehnung durch PULS schreckt viele Studenten ab, so dass sie gar nicht erst versuchen, doch noch in die Seminare zu kommen.“

Dennoch hat das System auch Vorzüge. Die Studenten können nicht nur online ihre Noten einsehen und ihren Stundenplan erstellen, sondern müssen für die Anmeldung nicht an die Uni kommen. Peter Brestrich, Leiter des Prüfungsamtes, sieht außerdem den großen Vorteil, dass PULS mit dem Prüfungssystem verknüpft ist. Denn die Studenten der Bachelor- und Masterstudiengänge müssten wesentlich mehr Prüfungen anmelden als Diplom- oder Magisterstudenten. Dank PULS gehe das mit wenigen Klicks. Technischen Probleme seien nun ausgeräumt.

„Die Seminarbeschränkungen sind letztendlich auch nur ein Symptom“, meinte Tobias Dornisch. Sie seien Ausdruck der „Mangelverwaltung“ an der Uni. Auch Sahra Dornick kritisiert, dass die Uni die Studenten aufnehme, ohne sicher zu stellen, dass es auch genug Kurse gibt. Die umfangreiche Sammlung von Beschwerden, die der AStA 2005 erstellt hat, zeigt, dass überfüllte Lehrveranstaltungen das eigentliche Problem sind. Einige Studenten hatten sogar Verständnis, wenn Dozenten nach 80 Teilnehmern niemanden mehr ins Seminar aufnahmen. Fragt man heute auf den Fluren oder in der Mensa, dann hat sich die Situation nicht wesentlich entspannt. Immer noch wird von Seminaren berichtet, bei denen die Leute vor den Türen Schlange stehen oder nur noch einen Platz auf dem Boden gefunden haben. In Extremfällen finden sie sogar in Vorlesungssälen statt, weil 150 Teilnehmer nicht mehr in den Seminarraum gepasst haben.

Der AStA fordert deshalb mehr Geld für die Lehre, für mehr Dozenten. Das Land müsse die Hochschulen so ausstatten, dass sie anständig arbeiten können. Jürgen Rohde, Prorektor für Entwicklungs- und Finanzplanung, ist mit der aktuellen Finanzlage der Uni ebenfalls nicht zufrieden. Zwar ist es ihm gelungen, ab diesem Semester zusätzlich 300 000 Euro pro Jahr vom brandenburgischen Bildungsministerium zu erhalten, um mehr Kurse anbieten zu können. Dennoch seien die brandenburgischen Hochschulen angesichts der knappen Haushaltslage des Landes stark unterfinanziert. Allein in diesem Jahr sollen den Hochschulen 20 bis 25 Millionen Euro fehlen. Benjamin Kleemann

Benjamin Kleemann

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