Landeshauptstadt: Verwunschener Salon
Vernachlässigter Parkbereich erhält Gesicht zurück
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Vernachlässigter Parkbereich erhält Gesicht zurück Von Erhart Hohenstein Wer vom Schloss Charlottenhof in westliche Richtung wandert, befindet sich auf der so genannten Lebensachse, die Geburt, Tod, Auferstehung und im Hippodrom das antike Elysium (Paradies) symbolisiert. Von dort gelangt er nördlich in Richtung Neues Palais vielleicht seitwärts der Lindenavenue auf eine verwunschen wirkende Waldlichtung. Zwischen den Bäumen öffnet sich ein sanftgrün leuchtendes Rasenstück mit umlaufendem Weg, der hinein, aber nicht weiterführt. Eberhard Bergner hat diesen „Waldsalon" anlegen lassen. Durch Umpflanzung mit Gehölzen und Aufstellen von vier Bänken soll der Charakter als Ort der Stille und der Besinnung weiter ausgeprägt werden. Der Waldsalon setzt ein Zeichen für die Wiedergewinnung des so genannten Fasanerieparks durch den zuständigen Fachbereichsleiter und seine Gärtner. Im Ersten Weltkrieg war die hier seit Mitte des 19. Jahrhunderts betriebene Haltung von Fasanen aufgeben worden. Der Park versank im Dornröschenschlaf und wuchs immer mehr zu. Bei der Suche nach dem ursprünglichen Bild helfen Bergner historische Gartenpläne, vor allem der 1853 von Meyer gezeichnete. Er zeigt die von Lenné angelegten Wege, „die den Rahmen für die Parkgestaltung bilden". Sie sind mit Hilfe von Studenten Mitte der 90er Jahre ausgegraben und bis zum Jahr 2000 wieder hergestellt worden. Die Pläne verdeutlichen aber auch, wie Wald und Wiesen wechselten, welche Sichtachsen der Meister anlegte, wo Solitärbäume standen, dass es auf dem Gelände Futteräcker für die Fasanen, Sümpfe und am Hippodrom kleine Ringteiche (Teichaugen) gab. Ein Wassergraben führte zum Neuen Palais, wo er in einem Bassin endete. Eines der kleinen Buchweizenfelder, das den Fasanen Nahrung gab, möchte Bergner gern wieder herstellen. Eberhard Bergners geschultes Auge kann die Spuren dieser Gestaltungen im Gelände ablesen. Das Alter der Bäume gibt Aufschluss, welche hier ursprünglich gepflanzt wurden und welche später spontan aufgewachsen sind. Aus der zweiten Gruppe wird er keineswegs alle fällen lassen. Die natürliche Verjüngung durch Gehölze passender Arten und am rechten Ort ist Gärtnern durchaus willkommen. Weichen muss aber das dicht aufgeschossene Stangenholz. Deren Freistellung erfolgt nach Bergners Worten schrittweise und behutsam. Auch Neupflanzungen werden notwendig, um das alte Bild wiederzugewinnen. In diesen Tagen kommen an die 600 Bäume und Sträucher in den Boden. Dazu zählen neben Eichen und Ziergehölzen Obstbäume wie Birnen, Äpfel und Pflaumen, die schon früher die Waldstücke säumten. Am nordöstlichen Zipfel des Reviers wird eine sanfte, mit Frühblühern und Farnen besetzte Miniaturhügellandschaft erneuert, die vom geschwungenen Weg aus einen Blick über die Wiesen auf den Freundschaftstempel öffnet. Lange lagen die Pläne, den Fasaneriepark wiederherzustellen, in der Schublade. Erst 1990 konnte die Verwirklichung in Angriff genommen werden, unter Bergners Vorgänger, dem leider früh verstorbenen Hans Heinrich Gerlitz. „Wir haben Licht in den Wald gebracht und damit ein wichtiges Etappenziel erreicht", freut sich Eberhard Bergner. „Wir holen das alte Bild wieder heraus – das ist das Neue für den Gartendenkmalpfleger."
Erhart Hohenstein
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