Handball in Potsdam: VfL Potsdam: Protest nach Niederlage
Gab es einen Regelverstoß bei 27:28 gegen Minden II?
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Viel Zeit verging nicht zwischen dem Abpfiff des Handball-Drittliga-Spiels am Samstag und dem Protest gegen die Spielwertung: Kurz nach der 27:28 (15:11)-Heimniederlage des VfL Potsdam gegen GWD Minden II ließen die Potsdamer Verantwortlichen den Einspruch auf dem Spielformular notieren. Der Grund: Minden durfte in den letzten fünf Minuten der packenden, teilweise hart geführten Partie zwei Auszeiten nehmen. Erlaubt sind insgesamt drei, in der Schlussphase aber nur eine Auszeit je Team. „Das ist ein entscheidender Regelverstoß, das muss man ganz klar sagen“, so VfL-Trainer Jens Deffke. Mehr wollte er nicht sagen („Laufendes Verfahren“), auch nicht, ob sich die Potsdamer eine Neuansetzung erhoffen. Peter Rauchfuß, Schiedsrichterlehrwart des Deutschen Handball-Bundes und ehemaliger Olympia-Schiedsrichter, sprach gegenüber den PNN von einem Regelverstoß, wollte über die Konsequenzen aber nicht spekulieren. In der ersten und zweiten Liga werde Fehlern vorgebeugt, indem die restlichen grünen Timeout-Karten eingezogen werden, wenn in den letzten fünf Minuten eine Auszeit genommen wird.
Was war passiert? Knapp sechs Minuten sind noch zu spielen, der VfL ist nach einer 15:11-Pausenführung mit 20:25 in Rückstand und stellt auf eine offensive 4-2-Deckung um. Die Mindener werden nervös, Anspiele kommen nicht an – und die Potsdamer kontern: Julius Dierberg trifft, dann Jan Piske. Minden nimmt eine Auszeit, noch viereinhalb Minuten zu spielen. Aber der VfL trifft weiter, Florian Schugardt und Stephan Mellack verkürzen auf 24:25. Schugardt muss für zwei Minuten runter, Potsdam nun in Unterzahl – dennoch steht es 15 Sekunden vor Schluss 27:27. Wieder erobert der VfL den Ball, ein Konter auf Alexander Schmidt, der angeblich im Kreis steht – da steckt plötzlich Mindens nächste Timeout-Karte am Zeitnehmertisch. Die Partie ist unterbrochen, elf Sekunden vor dem Abpfiff, der Schwung raus. Die Mindener coachen, die Potsdamer protestieren. Ratlose Gesichter. Nach langen Diskussionen verhängen die Schiedsrichter, die Gebrüder Klinke, noch je zwei Minuten gegen Schmidt und Trainer Deffke. Mit vier gegen sechs Feldspieler halten die Potsdamern das 27:27 nicht mehr. Für die Mindener, die Anwurf haben, ohne dass zuvor ein Tor gefallen war, trifft Yves Kunkel.
Wie der Protest von der ersten Kammer des DHB-Sportgerichtes auch bewertet wird – das erste Liga-Heimspiel vor nur 536 Zuschauern war ein denkwürdiges. Bengt Bornhorn sah bereits nach fünf Minuten überraschend Rot, als er mit Markus Fuchs zusammenprallte, dieser unglücklich auf den Rücken fiel und lange behandelt werden musste. Jan Piske erhielt seine zweite Zeitstrafe nach 18 Minuten und fiel damit für die Abwehr praktisch aus. Christian Sørensen knickte nach wenigen Sekunden um – Diagnose unklar. Nach der Pause verwarfen auch die erfahrenen VfLer reihenweise, und der in der ersten Hälfte starke Matthias Frank bekam kaum noch eine Hand an den Ball. Dramatik pur – bis zum bitteren Ende.
VfL: M. Frank, Schulz; T. Frank 1, Bornhorn 2, Schugardt 2, Urban 4, Piske 8, Mellack 2, Weiss, Schmidt 1, Subocz 1, Jürschke 1, Dierberg 4/3, Sørensen. I. H.
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