zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Video spielen statt Bücher lesen Bibliothek sucht Kinder zum Software testen

Dass die Bibliothek Kinder zu Computerspielen aufruft, klingt erst einmal ungewöhnlich. Zumal auch der Leiter der Potsdamer Kinder- und Jugendbibliothek, Ronald Gohr, die Vorurteile vieler Eltern kennt: „Sie möchten, dass ihre Kinder Bücher lesen und höchstens eine Stunde in der Woche am Computer spielen“, sagt er.

Stand:

Dass die Bibliothek Kinder zu Computerspielen aufruft, klingt erst einmal ungewöhnlich. Zumal auch der Leiter der Potsdamer Kinder- und Jugendbibliothek, Ronald Gohr, die Vorurteile vieler Eltern kennt: „Sie möchten, dass ihre Kinder Bücher lesen und höchstens eine Stunde in der Woche am Computer spielen“, sagt er. Die meisten hielten die vom Nachwuchs oft heiß geliebten Video- und Computerspiele für Teufelszeug. Trotzdem sucht Ronald Gohr jetzt nach mindestens 20 Kindern zwischen sechs und 13 Jahren, die sich freiwillig an den Computer setzen. Allerdings nicht nur zum Spielen, sondern auch zum Beurteilen.

Die 20 sollen nämlich Teil der deutschlandweiten Kinderjury sein, die die neuesten Kinder-Computerspiele bewerten. Insgesamt nehmen neun Bibliotheken im ganzen Land an diesem Projekt teil. Ein Jury aus erwachsenen Experten von der Zeitschrift für Eltern und Kinder und vom Büro für Kindermedien Feibel.de hat bereits eine Vorauswahl getroffen. Zum Test stehen 20 neue Spiele, die erst im Herbst auf dem Markt kommen. Vom 15. September bis zum 14. Oktober baut die Bibliothek für ihre Spiele-Tester die Computer und Spielekonsolen in ihrem Haus am Kanal 1 auf. Die verschiedenen Spiele- Firmen würden sie samt der Spiele kostenlos zur Verfügung stellen. Die Kinder können dann in dieser Zeit von montags bis samstags in der Bibliothek spielen und bewerten. Jedes Kind alle 20 Spiele. Gespielt werden soll dann etappenweise. Zwei Bibliothekspraktikanten sollen die Kinder dabei pädagogisch betreuen, erklärt Gohr.

Gohr steht voll hinter diesem Projekt: Zum einen weil Kinder in diesem Alter ohnehin am besten spielend lernten, sagt er. Das gelte auch für den Computer. „Kinder versuchen unvoreingenommen und wissenshungrig diese Medien zu erobern. Elektronische Spiele sind für sie eine Herausforderung.“ Sie müssten, um die verschiedenen Level zu knacken, das Spiel erfassen, verstehen und umsetzen. Durch die Tests würden sie aber noch mehr gefordert: „Sie spielen ja nicht nur, sie müssen das Spiel vor dem Hintergrund betrachten: Was ist gut daran und was schlecht. Und anschließend müssen sie ihre Beobachtungen in Worte fassen. Zudem lernte sie, dass ihre Meinung eine Bedeutung hat. Sie entscheidet darüber, welches Spiel das beste wird. Das wird dann auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober mit dem Tommi, dem Deutschen Kindersoftware-Preis ausgezeichnet. Den gibt es zwar schon seit sechs Jahren. Zum ersten Mal haben aber die Kinder das letzte Wort. Und das soll auch künftig so bleiben, verrät Gohr. just

Bis zum 5. September können sich Interessenten – auch Schulklassen – fürs Spieletesten anmelden. Die Bewerbungsunterlagen sind im Internet auf der Homepage www.bibliothek.potsdam.de zu finden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })