Landeshauptstadt: Viel Service – niedrige Beiträge
Industrie- und Handelskammer Potsdam feierte 110-jähriges Bestehen im Innenhof des Kutschstalls
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Innenstadt – In der Schwertfegergasse fand am 10. Oktober 1898, nach vielen vergeblichen Anläufen, die Konstituierung der Handelskammer Potsdam statt – 110 Jahre später wurde nur wenige Meter entfernt das große Jubiläum ausgiebig gefeiert: Rund 1000 Gäste kamen gestern Abend in den Innenhof des Kutschstalls am Neuen Markt, um sich bei bestem Wetter festlich zu vergnügen. Dem Anlass angemessen, war fast die gesamte Landesregierung anwesend, dazu selbst Botschafter, so aus Nigeria und Madagaskar, viele Bundestagsabgeordnete, Vertreter der Stadt, anderer Kammern und natürlich der regionalen Wirtschaft.
68000 Unternehmen sind derzeit bei der IHK als Mitglieder registriert – 1990, als sich die Kammer nach der DDR-Zeit neu konstituierte, seien es nur 300 gewesen, sagte IHK-Präsident Victor Stimming in seiner Festansprache. Noch immer betrage die Mitarbeiterzahl der IHK – trotz gestiegener Verantwortung, verbesserter Serviceleistungen und weitaus höherer Mitgliederzahl – rund 100. Dazu komme, dass die IHK Potsdam die niedrigsten Mitgliedsbeiträge in ganz Ostdeutschland anbiete. „Und wir sind weiter auf Wachstum programmiert“, so Stimming. Der IHK-Präsident begrüßte auch die Anwesenheit von Vertretern der Berliner IHK. Nach dem Streit um den Flughafen Tempelhof sei die Zeit nun wieder reif für eine verbesserte Zusammenarbeit.
Ministerpräsident Matthias Platzeck lobte die IHK für ihr „exzellentes Angebot“ an Dienstleistungen für die Mitglieder. Die Kammer sei auch ein verlässlicher Partner gewesen, als die Landesregierung das Wirtschaftsfördersystem auf ihr neues System „Stärken stärken“ umgestellt habe. Jetzt sei der Erfolg spürbar. Zugleich verwies Platzeck auf eine „mögliche Archillesferse“. Das Land würde sich nämlich „selbst ein Bein stellen, wenn wir den zunehmenden Fachkräftebedarf nicht in den Griff bekommen“. Platzeck forderte einen „engen Schulterschluss zwischen Betrieben, Schulen und den Hochschulen“. Es müsse auch gelingen, dass künftig so viele Schüler wie möglich einen wirtschaftsnahen, praxisorientierten Unterricht erfahren könnten. „Ob das dann Unterrichtstag in der Produktion heißt oder anders – ist mir dabei völlig egal“, so Platzeck.
Laut Stimming würden auch in diesem Jahr wieder rund 300 Mitgliedsbetriebe mehr als im Vorjahr Lehrlinge ausbilden. Derzeit gäbe es über 1000 freie Azubi-Plätze in der Internet-Lehrstellenbörse.
Oberbürgermeister Jann Jakobs würdigte den Beitrag der IHK zur Diskussion um die Entwicklung der Potsdamer Stadtmitte. Mit dem Neubau der IHK-Zentrale in der Breiten Straße habe die Kammer diese Diskussion um Potsdams Mitte mit befördert – wenn auch „nicht unbedingt, was die Architektur betrifft“.
Natürlich wurde der sommerliche Abend auch kulturell begleitet: durch die Potsdamer Turmbläser unter Leitung von Prof. Daniel Lipton, Jacqueline und Band aus Rostock sowie Jazzalive aus Potsdam.
Michael Erbach
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