Sport: Viel Spaß und Lust in Potsdams City
Über die Preußische Meile des Sparkassenlaufs siegten erstmals Hagen Brosius und Birgit Unterberger
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Lust und Frust können im Sport gleichermaßen motivieren. Bei Hagen Brosius dominierte am Freitagabend der Spaß, ganz in der Nähe des Potsdamer Einstein-Gymnasiums, in dem er jetzt die 12. Klasse beendet, fünf Runden durch die Innenstadt zu flitzen. Gekrönt wurde sein Spaß von der Freude über seinen ersten Sieg im Hauptrennen des Internationalen Sparkassenlaufs „15. Preußische Meile“ (PNN berichteten). „Es klappte alles bestens, obwohl ich gestern noch hartes Training – 15mal 200 Meter – hatte“, strahlte der 18-jährige Blondschopf, der beim Potsdamer Lauf-Club von Olaf Beyer trainiert wird. Nach 23:21 Minuten hatte er, unterwegs auch angefeuert von Lehrern und Mitschülern seines Gymnasiums, die 7532,48 Meter lange Preußische Meile absolviert. Eine Runde lang konnte ihm noch PNN-Redakteur Peter Könnicke folgen, dann sauste der Fahrländer auch ihm davon. Brosius, der im vergangenen Jahr schon an gleicher Stelle den Jugendlauf für sich entschieden hatte, überholte manche der 366 Mitlaufenden zweimal, hatte im Ziel fast eine Minute Vorsprung vor Könnicke und konnte sich später auch über Platz zwei seines Vaters Burkhard in dessen Altersklasse M45 freuen.
7532,48 Meter Frustbewältigung betrieb dagegen Birgit Unterberger vom OSC Berlin, die den Hauptlauf der Frau- en vor Lokalmatadorin Nicole Güldemeister gewann. In ihr brodelt es wegen der Berge, genauer gesagt wegen der Berglauf-WM im September. Bei den Deutschen Berglauf-Meisterschaften Anfang Juni in Müllheim war Unterberger, die mittlerweile in Stahnsdorf wohnt und an der Potsdamer Grundschule „Am Pappelhain“ ihr Referendariat begonnen hat, zu Bronze gelaufen. „Zur WM soll statt meiner aber Anja Carlson aus Potsdam mit, die nur Sechste wurde“, ist Unterberg sauer. „Ich bin deshalb heute hier vor allem angetreten, um eine für mich akzeptable Leistung zu schaffen. Die stimmte, und deshalb kann ich mich jetzt auch sehr über meinen Sieg freuen“, erzählte die 31-Jährige, die 2000 bei EM und WM jeweils Zweite wurde und es nach der Geburt ihrer Kinder Phillip (jetzt 4 Jahre) und Josefine (2) nun wieder wissen will.
Auch Benjamin Strauß war voller Enttäuschung. „Das war heute Frustabbau für das verpasste Europameisterschafts-Ticket“, erklärte der Triathlet des Potsdamer Zeppelin-Teams, der im Drei-Kilometer-Jugendlauf die zwei Runden durch die City in hohem Tempo absolvierte, den Leichtathleten Michael Schoenig vom Immanuel-Kant- Gymnasium Teltow und Fabian Klatt von der Sportschule Potsdam dabei keine Chance ließ, auch hinterm Ziel zunächst sein Tempo beibehielt und später dann einräumte. „Der Lauf hat ein bisschen geholfen. Und im nächsten Jahr will ich es im Triathlon wieder wissen!“
Die meisten der insgesamt 1197 Teilnehmer – 160 bei den Bambinis, 870 in den Schülerläufen, 367 im Hauptrennen – wurden jedoch vom Spaß angetrieben. Juliane Sterr aus Stahnsdorf beispielsweise, die jüngste Siegerin des Freitagabends. „Ist das schön“, strahlte die Drittklässlerin der Heinrich-Zille-Grundschule. „Sie ist eine Top-Läuferin“, lobte Schulleiterin und Sportlehrerin Christina Sommer die Neunjährige, deren Bruder Maximilian das Erfolgsgeheimnis preis gab. „Ich jage sie immer durch den Garten“, berichtete der 13-Jährige, der bei den B-Schülern auf Rang neun landete. Louis Liebner bekam nach seinem Sieg bei den C-Schülern kaum noch Luft und war doch total glücklich. „Im letzten Jahr bin ich dreihundert Meter vorm Ziel zusammengebrochen und im Krankenwagen gelandet. Jetzt habe ich es endlich geschafft. Ich habe aber auch Taktik trainiert“, erzählte der neunjährige Bornimer, der eigentlich Fußballer der Potsdamer Kickers 94 ist, und verriet auch seine Marschroute: „Immer an den Ersten ranhängen und dann durchstarten.“
Eine solche Taktik benötigten andere Mädchen und Jungen nicht, um sich die erstmals vergebenen kleinen Läuferskulpturen für die Sieger zu holen. Tabea Langmann aus Nauen, die daheim Fußball spielt, und Inga Lehmann aus Velten beispielsweise gewannen bei den Schülerinnen A und B mit jeweils deutlichem Vorsprung. „Ich wollte hier auch gewinnen“, erklärte Lehmann, die für Stahl Hennigsdorf läuft und seit einem Jahr die Sportschule Potsdam besucht. Eigentlich ist die 13-Jährige eher Crossläuferin, „aber die Strecke hier war auch okay“, befand die Landesmeisterin im 5-km-Straßenlauf ihrer Altersklasse.
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