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„Gott hat uns gerettet.“ Nachum Presman, Rabbiner der Synagogengemeinde, verlas beim Purim-Fest im Kutschstall das Buch Esther. Kommt der Name des bösen Haman vor, dürfen die Kinder Krach machen.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Viel Wein

Potsdams Juden feierten Purim, ein Dank an die Errettung aus großer Gefahr

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Innenstadt - Die jüdischen Gemeinden in Potsdam haben gestern das Purim-Fest gefeiert, den jüdischen Fasching. „Da darf nicht nur jeder so viel Wein trinken wie er kann, er muss“, scherzte der Rabbiner Nachum Presman beim Fest der Synagogengemeinde im Kutschstall am Neuen Markt. An Purim, erklärte Presman, „ist die Freude groß“. Die Juden feiern Purim am 14. des Monats Adar des jüdischen Kalenders. Das Fest erinnert an die Errettung des jüdischen Volkes vor einer tödlichen Bedrohung in der persischen Diaspora vor langer Zeit. Haman, der höchste Regierungsbeamte des persischen Königs, wollte alle Juden an einem Tag umbringen lassen. Ausgangspunkt war die Weigerung des Juden Mordechai, vor Haman niederzuknien. „Antisemitismus“, sagte der Rabbiner, „hat keine Logik“. Die Überlieferung stammt aus dem Buch Esther, Teil des jüdischen Tanach bzw. des christlichen Alten Testaments. „Die Gefahr war groß“, so Presman, „der Perserkönig war damals der König der Welt“. Haman wurde beim Fest der Synagogengemeinde auch mit Hitlerbärtchen gezeigt. Bei der Verlesung des Buches Esthers durch den Rabbiner dürfen die Kinder mit Rasseln laut lärmen, sobald der Name „Haman“ fällt – eine Krachmach-Gelegenheit, die die Kinder der Gemeinde ausgiebig nutzten.

Errettet wurden die Juden der Überlieferung zufolge durch Esther, der Frau des Perserkönigs, die durch Fasten und Beten die Gefahr abwendete. Presman ist natürlich sicher: „Gott hat uns gerettet.“

In seiner Begrüßung erklärte der Gemeindevorsitzende Ud Joffe, selbstironisch als finsterer Geselle verkleidet, der Monat Adar sei ein Monat der Freude. „In diesem Monat soll man Sachen machen, die gelingen sollen“, sagte Joffe und lobte konkret „das gute Zwischenergebnis, das wir mit unseren Brüdern erzielt haben“ hinsichtlich einer künftigen Synagoge in Potsdam. „Wir werden weitere Fortschritte machen“, so Joffe.

Mitorganisiert wurde das Purim-Fest von zwei Nicht-Jüdinnen: Friederike Morgenstern und Britta Eissenhauer. „Ich will das lebendige Judentum unterstützen“, begründete Friederike Morgenstern ihr Engagement. Wichtig sei die Begegnung von Juden und Nicht-Juden: „Die Schwellenangst muss weg.“ Guido Berg

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