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Landeshauptstadt: Viele aktive „andere“

Zwei Jahre Stadtteilnetzwerk Potsdam-West: Gute Bilanz – doch Zukunft der „Scholle 51“ ungewiss

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Potsdam-West - Seit gut zwei Jahren gibt es das Stadtteilnetzwerk Potsdam-West. Zeit für einen Rückblick, findet Daniel Zeller. Der studierte Kulturmanager übernahm im Dezember 2009 die Geschäftsführung und hält seitdem die Fäden in der Hand. „Wir verstehen uns als Vernetzer, vermitteln Kontakte und eruieren Drittmittel, da wir zwar seit 2010 von der Stadt gefördert werden, aber 20 Prozent unseres Etats aus eigener Kraft bestreiten müssen. Aber machen müssen vorrangig andere.“ Die „anderen“, das sind zahlreiche Vereine und Initiativen, die es zum Teil seit langem in Potsdam-West gibt, zum Beispiel den Verein Brandenburger Vorstadt e.V. oder die Initiative „Westkurve“. Es habe durchaus anfangs einige Skeptiker gegeben, die befürchteten, das Netzwerk nähme ihnen Mitglieder oder Gelder weg – aber das sei alles nicht eingetreten. „Wir erreichen und motivieren viele Leute, die sich wiederum durch ihre Arbeit mehr mit ihrem Stadtteil identifizieren“, findet Zeller. Er würde sich freuen, wenn Potsdams Westen nicht zu einer Pendler-Schlafstadt wird.

Deshalb sei es für die Arbeit des Netzwerks so wichtig, alle Alters- und Interessengruppen sowie alle Wohngebiete mit einzubeziehen. „Wir werden mittlerweile auch jenseits von Zeppelinstraße und Kastanienallee wahrgenommen“, freut sich Zeller. Im Neubaugebiet um die Haeckelstraße fand 2011 das Kiezfest „Plattenspieler“ mit einem internationalen Breakdance-Wettbewerb zur Belebung der betonierten , großen Freifläche statt. „Da läuft jeder drüber, aber eine regelmäßige Nutzung gibt es nicht. Dabei liegt es gleich neben der Neuen Gesamtschule, es gibt hier viele Kinder“, sagt Zeller, der selbst mit seiner Familie hier wohnt.

In der Stadtheide wurden kürzlich „komplikationslos“ vom Netzwerk Räume für einen Seniorentreff angemietet, seitdem treffen sich Anwohner im „Brückenbogen“ zu Handarbeiten und Kaffeekränzchen. Auf dem Schillerplatz fand letztes Jahr erstmals das Toleranzfest statt, das Stadtteilfest „Affe, Schaf und Känguru“ ist eine ältere Tradition. Es sind aber auch die vielen stillen Initiativen, die den Stadtteil prägen. So wurde auf dem Gelände des Atelierhauses „Scholle 51“ in der Geschwister-Scholl-Straße, wo das Büro untergebracht ist, eine ehrenamtlich betriebene Holzwerkstatt eingerichtet, wo jeder unter Anleitung tischlern kann. Es gibt Bandprobenräume und Lagerfläche für Veranstaltungstechnik. Außerdem haben hier etwa 20 Künstler, viele aus Potsdams Westen, ihre Ateliers.

Indes soll das Haus der Potsdamer Heilig-Kreuz-Gemeinde, die das Gebäude den Künstlern nach Schließung der Montessori-Kita 2008 zur Nutzung überlassen hatte, verkauft werden. Laut Bebauungsplan ist es weiterhin für eine Kindertagesstätte vorgesehen, nun bekundete unter anderem die Arbeiterwohlfahrt Interesse. „Wir suchen seit einem Jahr für unsere 20 Waldkindergartenkinder, die derzeit noch in Waldstadt sind, neue Räume. Die Nähe zum Waldgebiet hinter dem Kaiserbahnhof wäre schon ideal – und Kinder und Künstler sollten doch prima zusammenpassen“, sagte Angela Basekow, Geschäftsführerin des AWO Bezirksverband Potsdam auf Anfrage den PNN.

Dazu Zeller: „Wir leben mit einer gewissen Ungewissheit, was unsere Zukunft betrifft, aber das ist keine Katastrophe.“

Am heutigen Samstag findet in der Neuen Gesamtschule die offene Ideenwerkstatt „Mach Dir ’ne Platte“ statt. 10 bis 18 Uhr, Haeckelstraße 72.

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