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Landeshauptstadt: Viele Hürden

Gleichstellungsbericht: Von Barrierefreiheit für Behinderte ist die Stadt Potsdam noch weit entfernt

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Ob in der Schule, in der Freizeit oder auf dem Arbeitsmarkt: Behinderte Menschen haben in Potsdam noch mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen. Darauf machte die Gleichstellungsbeauftragte der Stadtverwaltung, Martina Trauth-Koschnick, am Mittwochabend im Hauptausschuss aufmerksam. Anlass war die Vorstellung des sogenannten Teilhabeplans, in dem regelmäßig bilanziert wird, inwiefern Chancengleichheit für Behinderte erreicht wird.

Es geht um mehr als 14 000 Potsdamer, knapp 60 Prozent davon sind über 65 Jahre alt. So sei der öffentliche Raum von vielen Hürden geprägt, gerade die Kopfsteinpflasterung der historischen Straßen nicht barrierefrei, hieß es in Trauth-Koschnicks Bericht. 60 Prozent der Ampeln seien nicht für sehbehinderte Menschen geeignet. Schon an diesem Beispiel zeigt sich: Von den Lebenslagen Behinderter sei zu wenig bekannt, hieß es.

Problematisch sei auch die Situation der rund 560 bis zu 25-jährigen Schwerbehinderten. Nur ein kleiner Teil der 114 Kitas sei barrierefrei gestaltet, es seien auch nur sechs Integrationskitas bekannt. Bis 2020 werde auch nur die Hälfte aller Schulen behindertengerecht ausgebaut sein, so Trauth-Koschnick – und nur 30 Prozent der Sportstätten seien barrierefrei. Zudem sei für das gemeinsame Lernen von Behinderten und Nicht-Behinderten, die Inklusion, mehr Fachpersonal nötig.

Auch in den Bereichen Arbeit und Soziales gäbe es Schwierigkeiten, erklärte die Gleichstellungsbeauftragte. So steige die Zahl der arbeitslosen Schwerbehinderten seit Jahren, aktuell sind es 327. „Privatunternehmen kommen ihrer Beschäftigungspflicht nicht nach – viele Betriebe nehmen stattdessen Ausgleichszahlungen in Kauf“, so der Bericht. Auch der Wohnungsmarkt stelle Menschen mit Behinderung durch Informationsmängel, hohe Vermittlungsgeschwindigkeiten und Mietpreise vor hohe Hürden. Allgemein seien Kommunikation, Information und Service der Landeshauptstadt und ihren Institutionen in Belangen öffentlicher Barrierefreiheit zu gering, zu fragmentiert und für die Betroffenen zu schwierig erreichbar gestaltet, hieß es – ein Beispiel sei etwa die offizielle Internetseite der Stadt.

Insgesamt gibt es nun 180 Vorschläge, wie sich die Situation verbessern könnte. Eine neue Arbeitsgruppe mit Stadtpolitikern, Betroffenen und Wohlfahrtsverbänden soll die Probleme nun schwerpunktmäßig angehen, kündigte Trauth-Koschnik an. Alle zwei Jahre soll ein neuer Bericht zeigen, ob sich etwas getan hat. HK

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