
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Vielfalt als Bereicherung
Workshop am Hasso-Plattner-Institut: Schulerfolg für Immigranten
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Babelsberg – Sie tragen Schilder mit der Aufschrift „Teacher“ , „Happy Teacher“ oder gar „Stressed Teacher“. Auf einem Umhänger ist „Education-Expert“ zu lesen. Die Schilderträger sind aber weder Bildungsexperten noch Lehrer – vielmehr sind es Studierende, die sich an Grundschulen mit hohem Ausländeranteil in Berlin und Potsdam umgeschaut haben. Gestern präsentierten sie ihre Erkenntnisse in der „HPI School of Design Thinking“ in Babelsberg.
Mit sichtlicher Freude schlüpften die Studenten in die Rollen von Lehrern, Schülern und Experten. Sie spielten im überfüllten Seminarraum vor, wie Kinder aus unterschiedlichen Kulturen mit der Schule besser zurecht kommen können. Zettel an der Pinnwand mit Vokabeln wie Hartz IV, Kuschelgruppe oder Patchwork-Großfamilie kennzeichnen teils humorvoll die Situation, aber auch ernster wie „30 Prozent hungrig zur Schule“ oder „zwanzig Prozent hyperaktive Kinder“. Fazit des Vormittags: Kulturelle Vielfalt ist keine Last, sondern eine Bereicherung. In ruckelnden Bildern schlüpfen Kinder in die Rolle der Mitschüler, lernen spielend fremde Sprachen und das Lösen von Rechenaufgaben.
Im Publikum sitzt Institutsstifter Prof. Hasso Plattner. „Die Schüler einbeziehen, damit sie aktiv sind und nicht herumsitzen“, findet Plattner wichtig. Und: „Das zu Lernende über den Spaß heranbringen“. Dabei sei die deutsche Sprache die wichtigste Grundlage. „Nicht nur im Unterricht, sondern auch untereinander“, ergänzt Prof. Ulrich Weinberg, Leiter der „HPI School of Design Thinking“.
Die Einrichtung, vor drei Jahren gegründet und in einem modernen Glasbau neben der Villa in der August-Bebel-Straße 88 untergebracht, entstand nach dem Vorbild eines Instituts an der Stanford-Universität in Kalifornien. „Dieser einwöchige Workshop mit Hasso Plattner und einem Professor der Stanford-Universität ist ein Highlight für unsere Studierenden“, sagt Weinberg. Zur Wahl des Workshop-Themas „Bessere Lernergebnisse bei Kindern aus Immigrantenfamilien“ bemerkt Weinberg: „Wir hatten ein merkwürdiges Gefühl im Bauch, dass mit der Bildung etwas nicht stimmt.“ Bei Nachrichten aus Berlin-Neukölln oder Kreuzberg werde die kulturelle Vielfalt an deutschen Schulen oft nur negativ dargestellt. Die Workshop-Ergebnisse stellten hingegen die damit verbundenen Vorteile heraus. Allerdings: „Die Lehrer brauchen ein angenehmeres Umfeld für ihre Arbeit.“
Ungewöhnlich ist die Art der Ergebnis-Präsentation: Laute Kommunikation mit dem Publikum bis hin zu Umarmungen, statt Vorträgen kleine Kabarettstückchen. Für die meisten ist das gleichzeitig eine Sprachschulung, denn die 44 Teilnehmer aus 30 Fachrichtungen von Universitäten und Hochschulen sprechen ausschließlich Englisch. „Das ist die Sprache bei uns. Im Job, der sich oft im Ausland befindet, müssen unsere Absolventen in Englisch perfekt sein“, sagt Hans-Joachim Allgaier, verantwortlich für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit am HPI. Günter Schenke
Günter Schenke
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