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Landeshauptstadt: „Vielleicht habe ich einigen etwas genützt“

Die scheidende Gleichstellungsbeauftragte Sabina Scheuerer über ihre Arbeit, ihre Ziele und Zweifel

Stand:

Gleichstellungsbeauftragte – jede Stadt hat solch einen Posten – doch wie sieht die tägliche Arbeit hinter diesem Titel aus?

Ich hatte mich eigentlich um jedes Politikfeld zu kümmern. Denn alles betrifft Männer, Frauen, das Zusammenleben.

Das heißt, Sie haben überall mitgemischt.

Angefangen mit dem Verteilen der kommunalen Gelder, über die Stadtentwicklung und bezahlbare Wohnungen für Familien bis zur Planung von Radwegen. Dabei würde ich die Trennung nicht bei Männern und Frauen machen, sondern bei Lebensweisen. Die gilt es, anzugleichen. Es gibt unterschiedliche Bedürfnisse, wenn beispielsweise einer nur zur Arbeit geht oder wenn noch Kinder zu versorgen sind. Es gibt x-Tausende Themen, um die ich mich kümmern müsste.

Das ist nicht zu schaffen.

Genau, aber mein eigener Anspruch saß immer auf der Schulter und fragte: Was bewirkst du denn?

Das klingt fast desillusioniert.

Es beschreibt die Situation. Es ist einfach schwierig, bei der Gleichstellungsarbeit Ergebnisse darzustellen.

Was haben sie im März 2005 beim ihrem Arbeitsstart in Potsdam vorgefunden?

Ein gut funktionierendes Büro, nette Kolleginnen, eine aufgeschlossene Stadtverwaltung. Allerdings auch: wenig Frauenszene in der Stadt.

Sie glaubten, hier ist mehr möglich.

Na, ich habe es gehofft.

Und war es das?

Ich bin nicht die Stadtgestalterin von Potsdam. Aber vielleicht habe ich ein paar Menschen etwas genützt, kleine Dinge bewirkt.

Welche Ziele hatten Sie sich denn gesetzt?

Wichtige Bereiche waren häusliche Gewalt gegen Frauen und Kinder sowie die Vereinbarkeit von Familie und Arbeit. Der Erhalt von Frauenhäusern stand ganz oben. Wichtig auch, dass Kinder dort betreut werden. Mütter, denen häusliche Gewalt angetan wurde, haben mit sich selbst zu tun. Da ist die Stadt gut, sie finanziert eine halbe Stelle nur für die Kinderbetreuung im Frauenhaus.

Welche Spuren hinterlassen Sie?

Unsere Stadt ist ja klug – da hatte ich nicht das Gefühl, offene Türen einrennen zu müssen. Nur um ein Beispiel zu nennen: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das ist in Potsdam ein „Problem“: der enorme Kinderzuwachs. Die Versorgung mit Kitaplätzen ist zwar sehr gut, reicht aber nicht. Die Stadt versucht, neue Kitas eröffnen zu lassen, kann aber Plätze nicht aus der Tasche zaubern. Die Stadt kann nur hinterherlaufen.

Wird man in solchen Situationen nicht ungeduldig und will schnellere Abhilfe?

Ich bin ein geduldiger Mensch, glaube ich. Und ich weiß, dass die Brechstange in vielen Fällen nicht hilft.

Ist das eine notwendige Eigenschaft für eine Gleichstellungsbeauftragte? Was empfehlen sie ihrer Nachfolgerin, Martina Trauth-Koschnick?

Sie muss ihren eigenen Standpunkt im Amt finden, denke ich. Aber ich habe vor, die Besucherinnen und Besucher der Fraueninformationsbörse am 11. März in Potsdam zu fragen, was sie sich für Potsdam wünschen, welche Änderungen nötig sind. Die werde ich ihr übergeben.Die Fragen stellte Kay Grimmer

Sabina Scheuerer, (59), ist in München geboren, wo sie Sozialpädagogik studierte. Scheuerer arbeitete lange Jahre in Berlin. Sie hat zwei Kinder und lebt heute im Potsdamer Umland.

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