Sport: Vielseitig glücklich
Fabian Hambüchen gewinnt bei der Turn-WM in Antwerpen Bronze im Mehrkampf
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„Fabi, Fabi“, skandierten die deutschen Fans lautstark auf der Tribüne des Antwerpener Sportpalastes. Doch Fabian Hambüchen konnte am Ende seiner Bodenübung im Mehrkampffinale der Kunstturn-Weltmeisterschaften noch gar nicht wissen, warum seine Anhänger so begeistert waren. Denn während der 25-Jährige am letzten Gerät gerade einen Kraftakt leistete, musste der vor dem abschließenden Durchgang noch vor ihm liegende US-Amerikaner Samuel Mikulak am Reck seinen Körper unfreiwillig auf der Stange ablegen. Damit war Hambüchen die Medaille im Kampf der besten Allrounder sicher. Hinter dem überragenden Japaner Kohei Uchimura (91,990) und dessen Landsmann Ryohei Kato (90,032) belegte der Wetzlarer mit 89,332 Punkten den dritten Platz. „Das war ein Supertest für Sonntag. Jetzt gehe ich ohne jeden Druck ins Reck-Finale“, sagte Hambüchen.
Es war die ersehnte Rückkehr in die Medaillenränge nach seiner Fußverletzung und seinem Achillessehnenriss Anfang 2011. Ein Sturz am Sprung im olympischen Finale nahm ihm in London die Chancen, aufs Podest zu turnen, während sein in Belgien fehlender Teamkollege Marcel Nguyen Silber gewann. Nun aber ist Hambüchen, der am Samstag noch im Finale am Boden und am Sonntag in der Entscheidung am Reck steht, wieder dort, wo er hinwollte.
Uchimura zu schlagen galt als nahezu unmöglich. Seit vier Jahren dominiert der Japaner die Konkurrenz. Seit seinem ersten Mehrkampf-Titel bei der WM 2009 in London jagen die anderen Gerätekünstler den mittlerweile 24-Jährigen vergeblich. Als erster Turner überhaupt wurde der Olympiasieger von London nun viermal hintereinander Weltmeister. „Er ist nicht unschlagbar“, sagt Hambüchen. Doch derjenige, der ihn bezwingt, muss noch gefunden werden. Der Deutsche selbst weiß, was ihm fehlt, um es selbst zu sein: Er muss seine Leistung am Pauschenpferd steigern, die sich trotz täglicher Quälerei an dem ungeliebten Gerät auch diesmal wieder als sein größter Schwachpunkt erwies. Hambüchen hatte sich gewünscht, den Schwachpunkt gleich zum Auftakt des Wettkampfs bezwingen zu können. Doch kämpfte er mit Problemen, kam nicht richtig in den Handstand und lag so nach dem ersten Durchgang am Ende des aus 24 Turnern bestehenden Feldes. Doch der 25-Jährige ließ sich davon nicht verunsichern und riskierte am Reck die schwerere Kür (15,933) mit höchster Schwierigkeitsnote, die eigentlich erst für das Gerätefinale vorgesehen war.
Auch wenn das Reck sein Lieblingsgerät bleiben wird, will sich Fabian Hambüchen weiter dem Vollprogramm widmen: „Im Training nicht an allen Geräten zu üben, wäre mir zu langweilig.“ K. Sturm
K. Sturm
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