Landeshauptstadt: Vier Mal Abenteuer ab Schiffbauergasse
Flöße mit Kajüte, Petroleumlicht und Gaskocher
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Berliner Vorstadt – Tom Sawyer wäre stolz auf ihn gewesen: Als Oberbürgermeister Jann Jakobs am Samstag Potsdams Floßstation einweihte, sah er mit Strohhut und Latzhose dem Rumtreiber aus den Südstaaten ausgesprochen ähnlich. Doch vor allem Eins war an die Romanfigur Mark Twains angelehnt: Die vier Holzflöße, die feierlich getauft und ins Wasser gelassen wurden. Am Anleger an der Schiffbauergasse können sie nun für den Familienurlaub oder die Angeltour gemietet werden.
„Es ging mir vor allem um Abenteuer und dieses Freiheitsgefühl“, erklärt der Tischler Mathias Stölting seine Motivation. Der gebürtige Kieler hielt nie viel vom Wassersport – bis er mit einem Freund drei Wochen auf einem selbst zusammen gezimmerten Holzfloß verbrachte. Ein Zelt darauf reichte ihnen als Nachtlager. „Danach dachte ich: Das muss doch eigentlich jeder erleben können“, so Stölting.
Diese Idee gefiel auch Ole Bemmann, der mit seiner Firma Floating Noise bereits die verschiedensten Wassersportarten anbietet. Und seit diesem Wochenende auch vier Tom-Sawyer-Flöße im Programm hat. Etwas mehr Komfort als der Prototyp haben die Flöße aber inzwischen: Ein Außenbordmotor gehört ebenso zur Ausstattung wie eine feste Schlafkabine, in der bis zu vier Personen Platz finden sollen. Campingkocher, Petroleumlampen und Geschirr sind ebenfalls mit an Bord. Und sogar eine Toilette ist improvisiert: Wer mal muss, holt das Campingklo unter der Sitzbank hervor – und schickt seine Mitfahrer einen Moment vor die Kajüte. Einen Führerschein braucht man für die Floßfahrt nicht, betont Ole Bemmann, denn der Motor ist auf fünf Knoten gedrosselt. Zu Beginn würden die Abenteurer kurz eingewiesen, dann ginge es auf eigene Faust los.
Fast zwei Jahre hat Stölting an seinen Flößen gebastelt, bis die jetzige Version stand. In seiner Werft in Neustrehlitz geht es jetzt flotter voran: Die vier Flöße waren in nur dreieinhalb Wochen fertig. Bevor die vier Holgefährte am Samstag per Kran des Technischen Hilfswerks zu Wasser gelassen wurden, mussten sie natürlich getauft werden – und auch dafür hatte Bemmann sich etwas Besonderes ausgedacht: Vorab konnten ihm Namensvorschläge per Email geschickt werden, aus denen Jakobs dann vier zog. So konnten „Huckleberry Finn“, „Tante Polly“, „Indiana Joe“ und „Muff Potter“ nacheinander von der Wasserkönigin Verena Zienert getauft werden – und mit neugierigen Gästen ihre ersten Runden auf der Havel drehen.
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