
© Andreas Klaer
Busse und Bahnen in Potsdam: Vier Millionen Euro für sieben Meter
Der Potsdamer Verkehrsbetrieb ViP will seine Trams verlängern, um Platz für mehr Fahrgäste zu haben – und muss deshalb auch seine Werkstatt umbauen.
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Potsdam – Die Werkstatt des Verkehrsbetriebs ViP wird bald zu klein für Potsdams Combino-Straßenbahnen sein. Weil die Bahnen wegen des erwarteten höheren Fahrgastaufkommens in der wachsenden Stadt Potsdam verlängert werden sollen, muss auch die Werkstatt an der Wetzlarer Straße umgebaut werden. Rund vier Millionen Euro koste die Verlängerung des Gebäudes um rund sieben Meter, wie ViP-Sprecher Stefan Klotz sagte. Das entspricht einer Fläche von rund 600 Quadratmetern.
Hintergrund ist das geplante Investitionsprogramm für den Potsdamer Nahverkehr von mehr als 50 Millionen Euro – es soll sicherstellen, dass der Nahverkehr mit dem Bevölkerungswachstum Schritt halten kann. Dafür ist es jedoch zunächst nötig, die alten Tatrabahnen noch bis zum Jahr 2022 fahren zu lassen. Sie werden modernisiert. Zudem sollen die vorhandenen Combino-Bahnen verlängert werden. Außerdem werden neue, mit 2,40 Meter rund 20 Zentimeter breitere Bahnen angeschafft. Vor allem die längeren Combinos passen dann aber nicht mehr komplett in die Werkstatt-Halle.
Combinos sind künftig 40 Meter lang
Insgesamt sollen Klotz zufolge acht Trams künftig 40 Meter lang sein. Dadurch müsse die 2001 eröffnete Halle um 7,50 Meter erweitert werden, damit die Züge auch repariert und gereinigt werden können. Das Projekt sei Bestandteil des Investitionsprogramms, so Klotz. Um möglichst bald die insgesamt knapp 100 Meter lange und 80 Meter breite Werkstatt, in der auch die ViP-Busse repariert werden, für die neuen Anforderungen aufzurüsten, sei bereits mit der Planung begonnen worden. Der Bau soll im Frühjahr 2017 beginnen und Mitte 2018 abgeschlossen sein.
Eine weitere Schwierigkeit: Die Erweiterung der Halle mit acht Tramspuren muss bei laufendem Betrieb durchgeführt werden, da die Instandhaltung der Fahrzeuge nicht ausgesetzt werden kann. „Das erfordert eine sehr enge Abstimmung zwischen den bauausführenden Betrieben und der Werkstatt“, so Klotz. Die laufende Instandhaltung sei jedoch nicht gefährdet. Allerdings könnten größere Reparaturen und Projekte an den Zügen in dieser Zeit nicht durchgeführt werden. Diese seien aber auch nicht geplant.
Mehr Fahrgäste erwartet
Der ViP begründet die Planungen wie berichtet unter anderem mit der prognostizierten Bevölkerungszunahme in Potsdam. So soll die Einwohnerzahl in den kommenden 15 Jahren um rund 30 000 auf mehr als 190 000 Einwohner steigen. Vor allem im Norden entstehen in den kommenden Jahren neue Wohnviertel, die ebenfalls an das Nahverkehrsnetz angeschlossen werden müssen.
Hinzu kommt, dass bis 2022 alle Haltestellen niederflurfähig und damit barrierefrei sein müssen. Dies betrifft derzeit noch die Haltestellen Im Bogen, Alleestraße, Brandenburger Straße, Nauener Tor sowie Pirschheide. Dann müssten auch die Tatrabahnen ersetzt werden, die im kommenden Jahr noch einmal instandgesetzt werden sollen. Damit sei nach einer europaweiten Ausschreibung eine Firma in Tschechien beauftragt worden.
Es sei geplant, die Barrierefreiheit gemäß dem Personenbeförderungsgesetz (PBefG) gemeinsam mit der Stadt umzusetzen, sagte Klotz. Inwiefern es Ausnahmeregelungen geben werden und wer diese anwenden dürfe, sei derzeit noch unklar. Das würde bedeuten, dass die Tatras möglicherweise doch noch über das Jahr 2022 hinaus im Einsatz sind. Ein Aussonderungs- beziehungsweise Weiternutzungsplan existiere noch nicht, so Klotz.
Zukunft der Tatras unklar
Falls sich Potsdam von seinen Tatrabahnen trennen wird, könnten die Fahrzeuge verkauft werden und müssten nicht auf dem Schrottplatz landen. „In jedem Falle gilt dem Verkauf der Vorzug“, so Klotz. Im Herbst waren neun der im heutigen Tschechien entwickelten Trams für einen symbolischen Preis an die ägyptische Stadt Alexandria verkauft worden.
Bis 2020 will der ViP wie berichtet unter anderem für 7,5 Millionen Euro eine Tramstrecke bis zum Campus Jungfernsee bauen. Baustart ist diesen Herbst, sie soll 2017 eröffnet werden. Außerdem soll die Streckenführung der Tram entlang der Heinrich-Mann-Allee für rund 15 Millionen Euro in drei bis vier Bauabschnitten saniert werden. Für Autos steht dann voraussichtlich ab 2017 eine Fahrspur weniger zur Verfügung. Schließlich will der ViP die Streckenführung der Straßenbahnen am Leipziger Dreieck verbessern und am Hauptbahnhof einen Wendepunkt bauen. Dafür sind 4,5 Millionen Euro vorgesehen. Für die Modernisierung der Tramflotte (Vario, Combino, Tatra) sind rund 22 Millionen Euro eingeplant. Stefan Engelbrecht
Stefan Engelbrecht
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