
© Lutz Hannemann
Landeshauptstadt: Vier Wochen Gifteinsatz gegen Spinner
Schmetterlingsraupe wird ab Montag massiv bekämpft – der Zeitablauf beim Besprühen ist noch unklar
Stand:
In Kartzow wird es beginnen. Bleibt das Wetter freundlich und trocken, sollen auf der Fahrländer Chaussee zwischen Kartow und Fahrland am Montag die Trupps mit den Gebläsekanonen anrücken. Sukzessive arbeiten sie sich dann vier Wochen lang – vermutlich bis zum 10. Juni – durch praktisch alle Teile Potsdams, in denen Eichen stehen (vorläufige Liste siehe Kasten).
Zum ersten Mal setzt die Landeshauptstadt im Kampf gegen den für die Gesundheit gefährlichen Eichenprozessionsspinner auf Gift. Dipel ES heißt das Biozid, das die Larven der Raupe über die Blätter des Baumes aufnehmen und das ihnen letztlich den Garaus machen soll. Seit dem 22. April liegt für den Einsatz die offizielle Erlaubnis vor.
Am Montag soll es nun losgehen – zu Land und aus der Luft: Zwei Hubschrauber hat der Landesbetrieb Forst für Potsdam im Einsatz. Am Montag werden alle drei Welterbeparks mit dem Insektengift besprüht, um 10 Uhr sollen sie von der Henning-von-Tresckow-Kaserne in Geltow abheben und zunächst den westlichen Teil von Sanssouci überfliegen. Danach kommt Babelsberg dran, zum Schluss, wahrscheinlich ab 17 oder 18 Uhr, der Neue Garten – insgesamt geht es um etwa 300 Hektar. Alle Schlossbereiche bleiben ausgeklammert, versicherte Michael Rohde, Gartendirektor der Schlösserstiftung, am Mittwoch bei der Vorstellung der Einsatzpläne. In Sanssouci wird zwischen Schopenhauerstraße und Schlossterrassen ebenfalls nicht gesprüht. Dennoch bleiben alle Parks am Montag geschlossen, Anwohner und Mitarbeiter müssen ebenfalls draußen bleiben. Ahnungslose Touristen sollen die Hinweisschilder Aufschluss geben, die in Englisch und Deutsch großflächig an den Eingängen prangen. Zudem ist Stiftungspersonal an den Eingängen postiert. Das Strandbad Babelsberg bleibt am Montag ebenfalls geschlossen.
In den darauffolgenden Tagen übernimmt die Oberförsterei die Helikopter. Der Königswald von Sacrow, der Pfingstberg, der Bornstedter, der Neue und der Sowjetische Ehrenfriedhof an der B2 stehen auf der Einsatzliste. Hinzu kommen diverse Waldflächen an den Stadträndern – mehr als 1000 Hektar insgesamt.
Noch unklar ist hingegen, in welcher Reihenfolge die Gebläsekanonen in der Stadt zum Einsatz kommen. Grünflächenchef Herbert Claes verwies auf die komplizierten Abstimmungen zwischen den Behörden. Nach derzeitigem Stand sollen die Arbeiten in der kommenden Woche in Kartzow starten, auch die Bereiche in Eiche, der Jägervorstadt, in Klein-Glienicke und in Marquardt stehen zwischen dem 13. und dem 15. Mai auf dem Sprühplan. Konkrete Infos liefert die Stadt täglich aktualisiert auf ihrer Homepage unter www.potsdam.de sowie unter der Behörden-Hotline 115.
Anwohner könnten ihre Häuser auch während der Sprühaktionen betreten und verlassen, sagte Claes: Die Bäume stünden in sicherer Entfernung von den Häusern. Ausnahmen bilden die öffentlichen Plätze, die für die Dauer der Sprühaktionen und mindestens acht Stunden danach abgesperrt werden sollen.
An Schulen und Kitas soll jeweils nach der Schließung an Freitagen mit dem Sprühen begonnen werden, sagte Bernd Richter, Chef des Kommunalen Immobilien Service (KIS). Die Kitaleitungen und die Eltern seien bereits informiert. Insgesamt werde der KIS 614 Eichen an 39 Schulen und Kitas mit Dipel ES behandeln, so Richter. Bäume, deren Zweige über Buddelkästen hängen, würden ausgespart. Gebe es dort Nester der Raupe, sollen sie abgesaugt werden.
Absaugen will auch die Schlösserstiftung und das Grünflächenamt – wo immer es nötig sein sollte. 50 000 Euro hat Claes dafür noch auf die Seite gelegt. Alle Beteiligten hoffen auf einen nachhaltigen Effekt – 2014 soll es demnach weniger Eichenprozessionsspinner geben.
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