Sport: Vierfach-Starter

Sebastian Brendel wird von heute bis Sonntag so gut wie keine Zeit zum Verschnaufen haben. Der Canadier-Spezialist des Kanu-Clubs Potsdam startet bei den Kanu-Europameisterschaften auf dem Beetzsee auf allen Strecken und wird deshalb von heute Vormittag mit den 1000-Meter-Vorläufen bis zum Sonntagnachmittag mit den 500-Meter-Finals immer wieder in seinem Boot knien. Außerdem tritt Brendel bei den erstmals auf dem EM-Plan stehenden 4mal-200-m- Staffeln für Deutschland an.

Über seine vier Starts beschwert sich der 1,92 Meter große Rennpaddler aber nicht – im Gegenteil. „Mit den Einern über 500 und 1000 Meter ist mein großer Wunsch in Erfüllung gegangen. Und die Staffel ist mal was anderes und sicher auch ganz spannend“, erklärt Sebastian Brendel, der bereits als Nachfolger des lange Jahre international sehr erfolgreichen und 2008 zurückgetretenen Canadier-Fahrers und Olympiasiegers Andreas „Stifti“ Dittmer (Neubrandenburg) gilt, diesen Vergleich aber von sich schiebt: „Ich kann noch kein hundertprozentiger Ersatz für Stifti sein. Da will ich mal hin, aber dafür brauche ich noch Zeit, dazu fehlt mir noch Erfahrung“, sagt er.

Hauptaugenmerk legt der Vierfach- Starter, der 1996 beim PCK Schwedt unter Regie Michael Tümmlers erstmals ein Paddel in die Hand nahm, 2000 nach Potsdam kam und im Luftschiffhafen jetzt bei Ralph Welke trainiert, auf die beiden olympischen Strecken 500 und 1000 Meter. Wobei Brendel größere Chancen auf der kürzeren Distanz sieht. „Da kann man mal den Kopf ausschalten und schnell runterfahren, während man auf den 1000 Metern auch taktische Erfahrung für unterwegs benötigt.“ Gleichwohl werde es „auf beiden Strecken verdammt hart werden, ganz vorn dabei zu sein“, meint der Bundespolizist, der hofft, an seine EM-Erfolge aus dem vergangenen Jahr anknüpfen zu können, als er in der nationalen Qualifikation erstmals stärker als Dittmer war, die Olympischen Spiele in Peking aber trotzdem nur als Ersatzmann erleben durfte. Bei den kontinentalen Titelkämpfen in Mailand gewann Brendel Silber über 500 und Bronze über 1000 Meter.

„Zwei Medaillen jetzt auf dem Beetzsee wären für mich eine tolle EM-Bilanz“, erklärt der Potsdamer. „Unter den Druck, einen EM-Titel holen zu müssen, setze ich mich nicht, obwohl diese Heim-EM natürlich einen ganz besonderen Stellenwert haben. Ich hoffe, dass uns viele Zuschauer auf der Regattastrecke in Brandenburg anfeuern, dabei auf den Kanurennsport aufmerksam werden und dann ihre eigenen Kinder zu den Kanuten schicken.“ Michael Meyer