
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Viergenerationenhaus
In Babelsberg baut ein Privatmann ein Passivhaus für sich und seine komplette Familie
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„Wir können einfach gut miteinander“, sagt Gunther Prüger, wenn man ihm nach dem Warum fragt. Er und seine Frau bauen gerade ein Haus in Potsdam-Babelsberg, doch nicht nur für sich: Auch Prügers Schwiegereltern, seine Tochter, deren Mann und die vier Kinder sollen mit einziehen – vier Generationen unter einem Dach. Am gestrigen Donnerstag wurde auf der Baustelle in der Rudolf- Breitscheid-Straße Richtfest gefeiert.
Die 32-jährige Tochter und ihr gleichaltriger Mann hatten schon länger in Potsdam gewohnt, als sich auch Gunther Pürger und seine Frau Heike für einen Umzug in die Stadt entschieden. Da sie Heike Prügers Eltern, die bereits auf die 80 zugehen, nicht in Eberswalde alleine lassen wollten und die Tochter samt Familie gerade ohnehin eine neue Wohnung in Potsdam suchte, entschiedenen sie sich kurzerhand für den Bau eines Mehrgenerationenhauses. Trotz der Grundstücksknappheit in der Landeshauptstadt wurden sie relativ schnell fündig, nahmen einen Kredit auf und kauften sich in die Wohnungseigentümergemeinschaft in Babelsberg ein. Rund um einen großen Gemeinschaftsgarten entstehen nun drei moderne Häuser.
Doch das Haus der Prügers ist anders als jenes der neuen Nachbarn. Nicht nur, dass es fast ausschließlich aus Holz besteht, es ist noch dazu ein Passivhaus. Unter Mitwirkung von Heike Prüger, die selbst Architektin ist, lässt die Leipziger Firma Lokalplan das Gebäude derzeit mit einer speziellen Technik errichten: Eine bestimmte Trägerkonstruktion in der Wand mit besonders großem Raster ermöglicht eine Wärmeisolierung, die die Anforderungen an ein Passivhaus sogar noch überschreitet, wie Geschäftsführer Christoph Gerhards erklärt. Eine Heizung wird dadurch unnötig, nur für den Notfall – also lange, kalte Schlechtwetterperioden – sind kleine elektrische Heizkörper in den Wohnräumen angebracht. Wasser wird durch mehrere Sonnenkollektoren erhitzt, die in die Südfassade integriert sind. Nur wenn das nicht reicht, wird ein Durchlauferhitzer zugeschaltet. Ist das Haus einmal fertig, kommt aufs Dach noch eine Solaranlage, die den Strombedarf decken soll.
Doch damit die Wärme im Winter und die Kälte im Sommer im Haus bleibt, muss ein Gebäude nicht nur gut gedämmt, sondern auch dicht sein. Gerade bei Holzhäusern sei es nicht einfach, alle Ritzen zu schließen, sagt Geschäftsführer Gerhards. Wie gut ein Haus abgedichtet ist, zeigt der sogenannte Dichtigkeitstest. Dafür werden alle Fenster und Türen geschlossen und durch eine Ventilatoren Überdruck erzeugt. Je nachdem, wie schnell der Druck entweichen kann, wird ein Quotient errechnet. Prügers Haus kam bei dem Test am Donnerstag auf einen Wert zwischen 0,2 und 0,3. Soll ein Gebäude als Passivhaus durchgehen, darf es höchstens bei 0,6 liegen, Standard bei konventioneller Bauweise ist etwa 1,5, wie Gerhard erklärt.
Im Juli soll der Umzug beginnen. Insgesamt hat das Gebäude knapp 400 Quadratmeter, aufgeteilt ist es in drei separaten Wohnungen. Der 55 Jahre alte Prüger und seine ein Jahr jüngere Frau beziehen die zweite Etage, die Tochter samt Familie das Erdgeschoss und die Senioren den ersten Stock. Wenn es nötig wird, kann ein Fahrstuhl für die Großeltern angebaut werden. Die Pflege will die Familie selbst übernehmen, wenn es soweit ist. „Wir wollen uns gegenseitig helfen. Zusammen ist es einfach besser“, sagt Prüger. Katharina Wiechers
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