Landeshauptstadt: Villa Baumgart verkauft
Ausländischer Investor erwarb Nobel-Immobilie von der städtischen Pro Potsdam. Kaufpreis wahrscheinlich unter 1,3 Millionen Euro
Stand:
Nauener Vorstadt - Die Villa Baumgart samt einem 6000 Quadratmeter großen Garten in der Friedrich-Ebert-Straße 67 hat einen neuen Besitzer. Das teilte die Pro Potsdam am Freitag mit. Den Käufer nannte das Unternehmen mit dem Hinweis auf das vereinbarte Stillschweigen nicht. Es hieß lediglich, der Investor stamme aus dem Ausland. Offen blieb auf PNN-Nachfrage auch, was der neue Eigentümer mit der Immobilie vorhat.
Seit dem Auszug des Deutschen Roten Kreuzes 1995 stand die 1300 Quadratmeter große Fabrikantenvilla leer. Die Stadt verkaufte sie im Rahmen ihrer Haushaltssicherung im Jahre 2000 an die Pro Potsdam. Deren Geschäftsführer Horst Müller-Zinsius sagte zu diesem Deal: „Der an die Stadt Potsdam gezahlte und seit dem unverzinste Kaufpreis von mehr als 1,4 Millionen Euro sowie die nachträglichen Sanierungskosten von rund 2,7 Millionen Euro sind aus heutiger Sicht keine betriebswirtschaftliche Erfolgsstory.“
Das Unternehmen hatte jahrelang vergeblich versucht, die Aufwendungen durch einen Verkauf der Villa wieder hereinzubekommen. Im September 2012 scheiterte eine Versteigerung der Deutschen Grundstücksauktionen AG in Berlin. Für das aufgerufene Mindestgebot von 1,38 Millionen Euro meldete sich kein Bieter. Allerdings hatte es im Vorfeld zwei Interessenten gegeben. Ein Investor aus München wollte die Villa als Wohn- und Geschäftshaus umbauen und ein Niederländer nur Wohnungen einrichten. Eine größere Wohnanlage dürfte wegen des Denkmalschutzes, der auch für den Garten gilt, problematisch sein.
Der jetzige Käufer sei laut Pro Potsdam erst „im Nachgang“ der Versteigerung auf die Immobilie aufmerksam geworden. Über die exakte Höhe des Kaufpreises werde auf Wunsch des Käufers Stillschweigen bewahrt.
Allerdings dürfte die Pro Potsdam aber weit unter ihren ursprünglichen Forderungen geblieben sein. Ursprünglich wollte die Gesellschaft 2,6 Millionen Euro haben; noch auf der Münchner Immobilienmesse Expo Real 2011 bot sie das Grundstück für 2,1 Millionen Euro an. Interesse gab es für die Einrichtung einer Suchtklinik, für ein Callcenter und ein Modeunternehmen. Sogar „russische Oligarchen“ sollen sich Berichten zufolge für die Immobilie interessiert haben. Aber alles scheiterte.
Auf ihren Aufwendungen für die Sanierung bleibt die Pro Potsdam offenbar sitzen. Um die Schäden zu minimieren und den weiteren Verfall aufzuhalten, installierte sie im Jahre 2003 eine Gasheizung und beseitigte den Hausschwamm-Befall. Zwei Jahre später wurde die Fassade saniert, das Mauerwerk trockengelegt und das Ziegeldach repariert. „Auch die kunsthistorisch wertvollen Jugendstil-Bleiverglasungen, die zu den letzten ihrer Art in Potsdam gehören, wurden gesichert und eingelagert, denkmalfremde Einbauten aus den Nachkriegsjahren entfernt“, teilte das Unternehmen mit.
Die denkmalgeschützte Villa wurde 1903 durch Hofmaurermeister Carl Partik für die Unternehmerin Marie Baumgart errichtet. Als Erbin ihres Vaters Carl Schlösser leitete sie eine Armaturenfabrik in der Charlottenstraße 27-30. Seit einer Zwangsversteigerung im Jahre 1933 ist das Haus im Eigentum der Stadt und war bis 1945 Sitz der Gauführung der Hitlerjugend.
Die repräsentative Villa bietet viele wertvolle bauliche Details, darunter eine kostbare Holztäfelung.
Günter Schenke
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: