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Landeshauptstadt: Villa Grenzenlos steht zum Verkauf

Zehn Jahre nach Ankauf des Grundstücks von jüdischen Erben soll Ausstiegsklausel genutzt werden

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Babelsberg - Genau zehn Jahre nach Ankauf des Grundstücks versucht die Landeshauptstadt jüdisches Erbe zu versilbern. Noch bis heute können Gebote für die „Villa Grenzenlos“ abgegeben werden, ein einst enteignetes Grundstück des Bankiers Julius Goldschmidt, das bis vor vier Jahren als Stadtteilvolkshochschule mit dem Schwerpunkt der Integrationsarbeit für jüdische Zuwanderer genutzt worden ist. Angaben zu einem Mindestgebot macht die Stadt nicht, der Höchstbietende soll das Grundstück erhalten, sofern der Preis mindestens dem Verkehrswert entspricht.

Das Grundstück ist 1998 von den Erben des früheren Besitzers „im Vertrauen und der Hoffnung darauf, dass die Besonderheiten des Programms – Bildung durch Begegnung für Menschen verschiedener Kulturen, Religionen und sozialer Gruppen – auch in Zukunft den Charakter des Hauses ausmachen wird“, heißt es seitens der Stadt. Jedoch gebe es eine Ausstiegsklausel, die eine Veräußerung des Objekts erlaubt, wenn die schlechte Haushaltslage es nötig mache, erklärte die Bildungsdezernentin Gabriele Fischer den Mitgliedern des Kulturausschusses im vergangenen Sommer. Damals entschieden sich die Stadtverordneten für den Verkauf, da die Nutzung des Hauses als Volkshochschule Ende 2004 nach langem Kampf endgültig dem Sparhammer zum Opfer fiel. Die TV-Produzentin Ulla Kock am Brink setzte sich damals mit einem Verein für den Erhalt des Integrationszentrum ein, selbst Bundestagspräsident Wolfgang Thierse besuchte im August 2004 den Förderverein der Volkshochschule sowie die Villa Grenzenlos selbst und erklärte: „Eine Volkshochschule, die sich besonders der Integration jüdischer Mitbürger widmet, ist eine Seltenheit in Deutschland“.

Die spätere Ausschreibung für freie Kulturträger – die sich über ein Jahr hinzog – brachte zwar den bevorzugten Verein ins Haus, aber nicht den gewünschten Erfolg. Der Verein für Weltoffenheit und Menschenrechte, der eine Begegnungsstätte mit Beratungsangeboten, Forschungseinrichtung und Veranstaltungen darin etablieren wollte, gab das Gebäude vor einem Jahr an die Stadt zurück. Seit dem stehen die 585 Quadratmeter in der Sauerbruchstraße leer, noch in diesem Jahr soll es verkauft werden. Jan Brunzlow

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