Landeshauptstadt: Villa-Schöningen-Deal geplatzt
Persius-Bau überraschend an Erwerbergemeinschaft verkauft / Bisherige Interessentin erhebt Vorwürfe
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Berliner Vorstadt – Der Deal um die Villa Schöningen an der Glienicker Brücke ist geplatzt. Wie berichtet, wollte die Berliner Investorin Michaela Glampe-Irmscher den Persius-Bau kaufen, restaurieren und das Gelände zurückhaltend zusätzlich bebauen. Im Falle des Verkaufes wollte der bisherige Eigentümer Dieter Graalfs den von ihm gestellten Abrissantrag für die Villa sowie eine Klage gegen den Bebauungsplan der Stadt fallen lassen.
„Graalfs hat mir durch seinen Rechtsanwalt mitteilen lassen, dass das Grundstück anderweitig verkauft ist“, teilte Glampe-Irmscher gestern den PNN mit. Sie wirkte enttäuscht. „Ich brauche mich nicht mehr zu bemühen und man wünsche mir viel Glück“, heiße es in einem dreizeiligen Schreiben von Rechtsanwalt Klaus-Martin Groth.
Dem Vernehmen nach ist das Grundstück von einer Berliner Erwerbergemeinschaft aus dem Rechtsanwalt/Notar-Berufsstand erworben worden. Der Kaufvertrag war bereits unterzeichnet, als sie auf Anregung der Denkmalpflege eine Simulation des Remisenneubaus errichtet habe, so Glampe-Irmscher. „Das ist kein seriöses Geschäftsgebaren“, beklagte sie sich. Nach ihrer Information habe es rechtsanwaltlich geprüfte Kaufverträge gegeben, die sowohl von der Käuferin als auch vom Verkäufer akzeptiert worden seien. Lediglich die Unterschriften hätten noch gefehlt. Glampe-Irmscher sieht nunmehr keine Möglichkeit, diese Vertragsoptionen mit Rechtsmitteln durchzusetzen. Vermutlich sei die ganze Sache nur eingefädelt worden, um den Kaufpreis in die Höhe zu treiben. Über dessen Höhe will sich niemand der Beteiligten äußern.
Dass die Villa Schöningen verkauft sei und zwar nicht an die bisherige Interessentin, bestätigte gestern Matthias Graalfs vom Büro Graalfs auf PNN-Anfrage. Mehr wolle er aber nicht dazu sagen, so Graalfs.
Völlig unklar ist, wie es mit dem Grundstück, das zum Bereich des Berlin-Potsdamer Unesco-Welterbes gehört, nun weiter geht. „Ich vermute, dass der Abrissantrag für die Villa Schöningen wieder auflebt“, meint Glampe-Irmscher. „Alles andere macht keinen Sinn.“ Über die Ursachen des Rückzuges von Graalfs könne sie nur spekulieren. „Ich nehme an, Herrn Graalfs hat es nicht gepasst, dass ich im Einvernehmen mit der Stadtplanung eine Option für eine Zusatzbebauung auf dem Grundstück erreicht habe“, mutmaßt sie. Die endgültige Abstimmung und Vertragsunterzeichnung mit dem Eigentümer war vereinbarungsgemäß gestern fällig. Obwohl sich Dieter Graalfs außer Landes befinde, wäre das formal möglich gewesen, „denn sein Sohn hat alle Vollmachten.“ Ihre Investition sei ausschließlich an Herrn Graalfs gescheitert, bemerkte Michaela Glampe-Irmscher. „Die Stadtverwaltung hat daran keine Schuld“, fügt sie hinzu. Stadtplanungs-Bereichsleiter Andreas Goetzmann sei „entsetzt“ gewesen, dass der mühselig ausgehandelte Lösungsweg nun wieder verschlossen sei.
Der Streit um die Villa Schöningen dauert bereits seit Jahren an. Zuletzt hatten die Stadtverordneten sich nicht mit einer von Graalfs geplanten Bebauung des Grundstücks hinter der Villa mit Stadtvillen einverstanden erklärt. Sie verabschiedeten einen Bebauungsplan, der Neubauten dort untersagt. Graalfs hatte daraufhin einen Abrissantrag gestellt. Eine Sanierung sei ohne Neubauten wirtschaftlich nicht tragbar, argumentierte er.
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