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Landeshauptstadt: ViP: Zweifel an Combino-Gutachten

Vorwurf der Parteinahme für den Bahnen-Hersteller Siemens erhoben

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Vorwurf der Parteinahme für den Bahnen-Hersteller Siemens erhoben Aufregung um das Combino-StraßenbahnGutachten der Potsdamer CDU-Fraktion, das gestern offiziell vorgelegt wurde (PNN berichteten in der Wochenendausgabe): In dem fast 40-Seiten-Werk wird eine Bestandsaufnahme der in den Städten Potsdam, Nordhausen, Freiburg, Augsburg und Amsterdam laufenden Combino-Straßenbahnen des Herstellers Siemens vorgenommen – mit dem Fazit, dass überall mit hohem Geräuschpegel gefahren wird. Im Gutachten wird dem Technischen Leiter des Verkehrsbetriebes in Potsdam (ViP), Bernd Taenzer, vorgeworfen, er habe mit gezielter Desinformation in den Fachausschüssen der Stadtverordnetenversammlung einseitig Partei ergriffen für den Bahnen-Hersteller. Man habe es bei den Rumpelgeräuschen eindeutig mit einem Mangel zu tun, heißt es im Text. Dies hatte Taenzer bestritten. Gestern sagte er den PNN: „Das Gutachten scheint viele Fehler zu haben und ist anzuzweifeln. Auch die Behauptung, die neuen Combinos für Budapest würden wieder mit Drehgestellen gebaut, ist falsch. Es sind nur nichtangetriebene Kleinradgestelle, die dazu dienen, vorn und hinten in den Wagen größere Türen einbauen zu können.“ Auch die Frage der unterschiedlichen Abnutzung der Räder, die zu dem erhöhten Geräuschpegel führen soll, sei genauer zu hinterfragen. Bahnexperte Volkmar Wagner, der lange für den Verkehrsbetrieb tätig war und zu dem Thema Fahrwerk seine Diplomarbeit geschrieben hatte, teilte den PNN gestern mit: „Das vorn laufende Rad eines Fahrwerkes nutzt sich am Spurkranz und nicht im Laufkreisdurchmesser ab. Die Berührung zwischen Rad und Schiene bei allen Rädern findet im so genannten Spurkranzdruckpunkt statt – und nicht direkt auf der Lauffläche. Etwaige Durchmesserunterschiede der Räder bewirken eine selbständige Verlagerung dieses Druckpunktes – und damit einen Ausgleich dieser Differenz. Das einzige Ergebnis ist eine geringfügige relative Schiefstellung des Fahrwerkes.“ Diese Details würden das Gutachten in Sachen Fachlichkeit entlarven. Nahverkehrsberater Dieter Doege, der das Gutachten für die CDU erstellt hat, wirft in seinem Vorwort dem ViP vor, wichtige Informationen für die Untersuchung vorenthalten zu haben. Wesentlich für eine abschließende Beurteilung – und dazu soll das Gutachten beitragen – sei auch die Beantwortung der enthaltenen 18 Fragen an die Stadt Potsdam. „Dies wird Gegenstand unserer großen Anfrage in der Oktober-Stadtverordnetenversammlung sein“, so CDU-Fraktionschef Eberhard Kapuste. D. Gottschling

D. Gottschling

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