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Landeshauptstadt: Virtuell im neuen Landtag

Noch bis Mitte Juni können Bahnhofsflaneure einen Entwurf des künftigen Landtages durchschreiten

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Noch bis Mitte Juni können Bahnhofsflaneure einen Entwurf des künftigen Landtages durchschreiten Manchmal ruckelt es ein bisschen beim Rundgang durch das Knobelsdorffsche Treppenhaus. „Das liegt an der großen Datenmenge. Da hat der Rechner ganz schön zu tun,“ erklärt Angela Rienäcker. Dank ihrer Eigeninitiative können Bahnhofsflaneure noch bis Anfang Juni einen Entwurf des künftigen Landtages im Barockschloss durchschreiten. Virtuell natürlich. Eine dreidimensionale Computeranimation führt die Verbindung von Historie und Moderne nach den Entwürfen des Architekten Günther Vandenhertz vom Beirat Potsdamer Mitte eindrucksvoll vor. So tritt man durch das Fortunaportal, überquert den Schlossinnenhof und gelangt in ein Treppenhaus mit schlichten Barockornamenten. „Wir haben die historischen Stilelemente bewusst reduziert gehalten, denn das wäre sonst für die Programmierung zu aufwändig gewesen“, erläutert die Architektin. Die Wirkung wird keineswegs geschmälert, denn der visuelle Höhepunkt folgt sogleich. Der Blick weitet sich, die moderne Landtagskuppel überspannt transparent und von Licht durchflutet den künftigen Plenarsaal. Wie von Zauberhand öffnet sich eine Tür und während das Ende der Diskussion um den Wiederaufbau des Landtagsschlosses noch offen ist, kann der virtuelle Spaziergänger bereits auf den Abgeordnetenbänken Platz nehmen. Für Angela Rienäcker ist die Bebauung des Alten Marktes nach historischem Vorbild schon lange klar. Seit 1956 lebt sie in Potsdam und hat die Situation des Platzes immer bedauert. „Eines Tages zeigte mir der Stadthistoriker Hartmut Knitter historische Aufnahmen vom Alten Markt“, erinnert sich die 53-Jährige. „Seitdem ist bei mir die Entscheidung für die Wiederherstellung der städtebaulichen Struktur gefallen“.Als sie sich vor einem Jahr zu einer beruflichen Weiterbildung für Mediadesign entschloss, lag das Thema der Abschlussarbeit nahe. Bei einem Praktikum in der Skulpturensammlung der Preußischen Stiftung Schlösser und Gärten vertiefte sie sich zwei Monate lang in die Materie. Zusammen mit drei anderen Berufskollegen ging es dann acht Wochen lang an die aufwändige Programmierung. „Dreidimensional zu zeichnen ist heute kein Problem mehr,“ erläutert Rienäcker, „aber für einen Film von fünf Minuten ist schon eine besondere technische Ausrüstung notwendig.“ Vor allem braucht es Geduld. Drei Tage lang haben zwölf Computer an den Daten gerechnet, bis schließlich das fertige Produkt zu sehen war. „Wenn dann noch nachgebessert werden muss, beginnt die Rechenarbeit von Neuem.“ Die Erleichterung darüber, dass das Filmprojekt nun erfolgreich abgeschlossen ist, kann die 53-Jährige nur schwer verbergen. Besonders freut sie sich deshalb, dass sich die Bahnhofspassagen sehr spontan bereit erklärt haben, den Film zusammen mit Grundrissen und Ansichten des Knobelsdorffschen Baus zu zeigen. „Sie wissen ja, die Mühlen der politischen Entscheidungen mahlen langsam. Hätte ich keine ehrenamtliche Unterstützung bekommen, wäre aus dem Projekt nichts geworden“, betont die Architektin. Die Christdemokratin Adelheid Scholz hat ihr mit eigenem Geld und Kontakten weitergeholfen. Gerne würde sie den Film auf DVD vertreiben und ein Konzept für eine Infobox auf dem Alten Markt hat sie auch schon in der Schublade. Aber bis die Stadtverordneten eine Entscheidung träfen, sei das Schloss vermutlich längst gebaut.

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