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Reich an Talenten. Turbine-Stürmerin Pauline Bremer lebt ihre Leidenschaften nicht nur auf dem Fußballplatz, sondern auch in der Musik aus. Schon als Junioren-Auswahlspielerin fand sie Ausgleich am Cello.

©  Hubert Jelinek

Sport: Virtuos an Ball und Cello

Turbine-Stürmerin Pauline Bremer ist knallhart im Sport und streichzart in der Musik

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„Wer ein Bewegungstalent ist, hat meist auch noch andere Talente, die dann zu Tage treten, wenn sie gefördert werden, zum Beispiel im Elternhaus“, meint Bernd Schröder, Trainer des Frauen-Fußballbundesligisten Turbine Potsdam. Schröder hat sich selbst schon vor seinem Team als nicht ganz unmusikalisch gezeigt. Etwa 2005 beim ersten Sieg im UEFA-Womenscup, als er im VIP-Raum des Karl-Liebknecht-Stadions den Jägerchor aus Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“ stimmgewaltig intonierte. Was er nur höchst selten und zu besonderen Anlässen zu pflegen tut. Nach dem morgigen Bundesliga-Spiel beim Tabellenletzten MSV Duisburg (11 Uhr) wird Schröder sicher zu einer gewohnt sachlichen Analyse finden, diese aber wohl nicht musikalisch untermalen – zu sehr ist die Partie Liga-Alltag.

Nicht ganz so alltäglich ist das Instrument, auf dem Turbine-Stürmerin Pauline Bremer musiziert. Wie viele Mädchen hat sie einst ihr musikalisches Talent mit der Blockflöte erprobt, ist dann aber schon mit sieben Jahren zum Cello gewechselt. „Das liegt bei uns in der Familie. Meine Eltern spielen Geige, meine ältere Schwester ebenfalls. Da lag ein Streichinstrument also nahe“, erzählt die 18-Jährige. „Um mich etwas zu unterscheiden, habe ich deshalb das Cello gewählt.“

Das Instrument steht zu Hause im Elternhaus in Göttingen. „Zu groß für mein Zimmer und zu wertvoll, um es mit ins Internat zu nehmen. Manchmal fehlt mir das Cello allerdings im Alltag ein wenig“, gibt Pauline unumwunden zu. „Ich spiele daher zurzeit nur etwa einmal pro Monat, wenn ich zu Hause bin. Darauf freue ich mich bei jedem Besuch.“ Hausmusik mit den Eltern. Die Frage, ob man eine bestimmte Stimmung benötige, das Verlangen nach der Musik größer nach einem Sieg oder einer Niederlage ist, zaubert ein Lächeln in das Gesicht der Virtuosin. „Das ist egal. Mir macht es einfach Spaß. Das Cellospielen ist für mich eine Art Ausgleich und Ablenkung vom Fußball, wenn die Zeit dazu da ist.“ In Göttingen hat Pauline Bremer an ihrer Schule, dem Max-Planck-Gymnasium, im Schulorchester musiziert. Das fehlt ihr am Luftschiffhafen ein wenig. „Wir haben am Internat leider kein Orchester, nur einen Chor“, sagt sie.

„ du warst eine Göttin für mich “, schwärmte Udo Lindenberg in einem seiner Lieder einst für eine Cello-Spielerin. Aber nicht nur der Pop- und Rockbarde aus Hamburg nutzt das Cello. Schon die Beatles experimentierten mit diesem Streichinstrument, auch das Electric Light Orchestra. Im Jazz findet das Cello Verwendung, das in der klassischen Musik nicht wegzudenken ist, von Vivaldi über Bach, Brahms, Haydn, Schumann, Debussy. „Ich selbst habe nicht direkt ein Lieblingsstück, sondern mag die verschiedensten Epochen bis hin zur Moderne. Wir spielen zu Hause querbeet alles, wozu wir Noten haben“, sagt Pauline. „Zur Weihnachtszeit bietet sich zum Beispiel Johann Sebastian Bach an. Der hat schöne Quartette komponiert.“

Und der Fußball? Ihre Ziele hat Pauline Bremer hoch gesteckt. „Die U20-WM war bisher das Größte für mich. Jetzt ist natürlich die Weltmeisterschaft in Kanada 2015 ein absoluter Traum. Ich möchte so erfolgreich sein wie irgend möglich“, meint sie. Auch mit Turbine ist die Meisterschaft – trotz zuletzt zweier Niederlagen – fest im Visier. Was auf ein musikalisches Duett mit Bernd Schröder hinauslaufen könnte.

Rainer Hennies

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