
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Visionär gesucht
Naturkundemuseum schreibt Stelle für Wissenschaftsmanager aus
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Naturkundemuseumschef Detlef Knuth ist seinem Traum von einem „Wissenschaftsschaufenster“ einen Schritt nähergekommen. Die Stadtverordneten haben eine befristete Stelle für einen Wissenschaftler genehmigt, der die Voraussetzungen für die Einrichtung eines Klima- Museums prüfen soll. Die Stelle wird in Kürze ausgeschrieben.
Knuth weiß, dass das erst ein tastender Anfang zur Verwirklichung seiner „Schaufenster“-Vision ist, das die klimatische Entwicklung und ihre Folgen in Mitteleuropa aufzeigen soll. „Wir haben mit Einrichtungen wie dem Institut für Klimafolgenforschung (PIK), dem Alfred-Wegner-Institut (AWI) oder dem Geoforschungszentrum (GFZ) die besten Voraussetzungen, ein solches Schaufenster einzurichten und die neuesten Erkenntnisse zu bündeln“, meint Knuth. Das PIK könnte zudem Strategien zur Lösung der Klimaprobleme populär machen und öffentlich diskutieren. Das Naturkundemuseum würde seine Erkenntnisse über Natur- und Umweltveränderungen als Folge der Erderwärmung beitragen, die Ausstellungen organisieren und die Öffentlichkeitsarbeit übernehmen. Damit würde ein Bildungsauftrag erfüllt, der in dieser Art bisher einmalig in Deutschland, wahrscheinlich sogar in Europa sei, meint Knuth.
Der Museumschef hat seine Vorstellungen von einem Wissenschaftsschaufenster schon mehrfach öffentlich umrissen und als Platz für einen Neubau den freien Fleck neben dem Naturkundemuseum in der Breiten Straße benannt. Da die nachhaltige Entwicklung auch in Zukunft eine große Rolle spielen wird, sei eine Förderung des Neubaus durch die Europäische Union durchaus denkbar, meint er. Das Land und die Stadt müssten natürlich mit im klimafreundlichen Boot sitzen. Das Haus müsse modernste Anforderungen der Nachhaltigkeit erfüllen und damit Vorbild für andere Bauten sein. Es sollte die historische Architektur der Museumshäuser fortsetzen und da es aber im Umfeld von Neubauten stehe, moderne Architektur zulassen. Es sollte einer Dauerausstellung auf 3000 Quadratmetern Platz bieten und dazu noch 1500 Quadratmeter Sonderausstellungsfläche für das Wissenschaftsschaufenster haben. Hinzu müssten Arbeitsräume für Studenten und die Schülerausbildung (Juniorforscher) und ein großer Veranstaltungsbereich kommen. Der Vortragsraum sollte etwa 200 Personen fassen. Durch die Nähe zum Naturkundemuseum ergäben sich vielfältige Synergien, sodass ein Kompetenzzentrum zur Biodiversität entstehen könnte. „Damit hätten wir die Klimafolgenforschung und ihre Erkenntnisse mitten in die Stadt geholt. „Das wird doch schon seit Langem von Parteien und Initiativen gewünscht“, verleiht Knuth seinem Vorstoß Nachdruck.
Auch zur Stellenausschreibung hat er feste Vorstellungen. Knuth sucht einen Wissenschaftler, der gleichzeitig Visionär und ein guter Menschenkenner ist, denn er wird nicht nur die Chefs der verschiedenen Institute an einen Tisch holen, sondern sie auch für die populärwissenschaftliche Arbeit und die Gestaltung des Schaufensters begeistern müssen. „Nur wenn alle die Zusammenarbeit wirklich wollen, werden wir Erfolg haben“, meint der Naturkundemuseumschef. Er hat mit Zähigkeit und Ausdauer schon einiges durchgesetzt – von der Sanierung des Museumshauses bis zum Umzug ausgelagerter Abteilungen ins Nachbargebäude. Dabei verliert er nie den realistischen Blick auf die „Nachhaltigkeit“. „Die Umsetzung des Projektes werde ich in meiner Amtszeit wohl nicht mehr erleben“, sagt der Museumsmann, der gerade seinen 60. Geburtstag gefeiert hat. „Aber wenn ich es so anschieben kann, dass es kein Zurück mehr gibt, würde mir das schon reichen.“ dif
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