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Homepage: Visionen für eine neue Berliner Mitte

Studierende der Fachhochschule Potsdam haben Pläne für den „Neuen Markt“ in Berlin erarbeitet

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„Die Studenten sind Feuer und Flamme für das Projekt gewesen,“ stellt Benedikt Goebel fest. Er zeigt auf die Pläne für die Bebauung des Neuen Marktes in Berlin. Für den Platz hat der Werkbund Berlin im Wintersemester 2012/2013 einen studentischen Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Beteiligt haben sich Studenten der Potsdam School of Architecture und Masterstudenten der Beuth Hochschule Berlin.

Der Historiker Goebel hat aus dem Landesarchiv rund 450 historische Grundschnitte des „Neuen Marktes“ gesammelt und sie dann in einem Kolloquium besprochen. „Ich wollte, dass die Geschichte des Platzes in den Entwürfen mitschwingt“, bemerkt Goebel. Die Gegend um den Neuen Markt habe eine reiche Historie, daher sei es schade, wenn dort eine Bebauung geplant würde, die dies nicht berücksichtige. Der Wissenschaftler verweist auf die nahe gelegene Spandauer Straße, in der das Haus steht, in dem Moses Mendelssohn einen literarischen Salon unterhalten hat. Dieser soll nun mit einem Denkmal des Künstlers Micha Ullman in Erinnerung gerufen werden, das historische Gebäude zum „Haus der Aufklärung“ werden.

Der Neue Markt in der Mitte Berlins, in der Nähe des Alexanderplatzes und des Roten Rathauses, ist heute nicht mehr als eigenständiger Platz erkennbar. Zwar steht dort die Marienkirche mit dem Neptunbrunnen. Aber einen von Häusern eingerahmten Platz, wie er jahrhundertelang dort existiert hat, gibt es nicht mehr. Eine große Freifläche erstreckt sich, wo früher Bürgerhäuser einen Marktplatz eingefasst haben.

Der Neue Markt entstand um das Jahr 1350, als der vormalige Alte Markt sich als zu klein für das im Entstehen begriffene Berlin erwiesen hatte. Bis 1886 wurden dort Fleisch und Früchte, Kartoffeln und Kaninchen feil geboten. Dann wurde der offene Markt in eine zentrale Markthalle verlegt, der Platz umgewandelt zu einer Flanierfläche. Nach dem zweiten Weltkrieg war noch ein Rest der beschädigten Altstadt rund um die Marienkirche vorhanden. Den beseitigte die DDR zugunsten einer möglichst imposanten Inszenierung der Stadtmitte. Auch wenn oberirdisch nichts von der Häuserstruktur mehr zu erkennen ist, haben archäologische Grabungen und Funde in den vergangenen Jahren die ehemals bürgerlichen Häuserstrukturen auch abseits verstaubter Pläne wieder anschaulich gemacht. Eine unmittelbare Bebauung des Ortes, die aus der Freifläche wieder einen städtischen Platz machen würde, ist jedoch nicht geplant.

Angesichts der Entwürfe des studentischen Wettbewerbes bedauert der Historiker Goebel ein wenig, dass es keine konkreten Baupläne gibt. Denn insbesondere die Entwürfe der Studentinnen Dajana Mulack und Anita Gorgievska haben den Historiker überzeugt. Mit kleinteilig gegliederten Bürgerhäusern knüpfen die Studentinnen an die historische Struktur der vormaligen Bebauung an.

Andere Entwürfe sind ebenfalls durch zahlreiche Fenster und Vorsprünge in historisierender Weise gegliedert. Dabei sind sie aber symmetrischer angelegt und wirken langweiliger, stellt Goebel fest. Das werde einerseits dem Platz nicht gerecht, andererseits sei die Aufteilung auch nicht sehr geschickt. Würden beispielsweise im Erdgeschoss zwei gleich große Läden angesiedelt, so müssten diese auch in gleicher Weise Profit abwerfen, es könnten nicht verschiedenartige Potenziale genutzt werden.

Der Stadtplaner Hans Stimmann hoffte 2009, dass am Ende des Diskussionsprozesses um die Neugestaltung der historischen Mitte Berlins ein „Ensemble schöner Plätze und Straßen mit zeitgenössischer Architektur“ entstehen könnte. Gegenwärtig ist für den Neuen Markt jedoch lediglich geplant, die historische Bebauung mit Stahlbändern nachzuzeichnen. Richard Rabensaat

Richard Rabensaat

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