
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Visionen gegen Bagger
Ein Olympisches Golfzentrum am Volkspark? Potsdams Golfpioniere Külzer können sich das vorstellen
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Bornstedter Feld/Kemnitz - Sie haben noch eine Gnadenfrist von zwölf Monaten. Seit sieben Jahren betreiben Stefanie und Andi Külzer das Golfsportzentrum Potsdam im Entwicklungsgebiet Bornstedter Feld, von beiden mit höchstem Engagement nahezu eigenhändig aus dem märkischen Boden gestampft. Die Crux aber ist: Die Golfanlage am nördlichen Rand des Volksparkes steht auf reinem Bauland. Laut Vertrag mit dem Entwicklungsträger müssen die Golfer ab Ende 2010 den Häuslebauern weichen – wenn nicht die Visionen der Külzers größere Kräfte entfalten als die quasi schon am Start stehenden Bagger.
Da ist zunächst die Idee eines Sport- und Freizeitparkes auf dem Gelände des Volksparks. „Das wäre ein Creme- Schnittchen für die Stadt“, ist sich Andi Külzer sicher. Dazu könnte eine Abenteuer-Golfanlage gehören, die in Form der Stadt Potsdam gebaut wird. In dieser Miniatur-Version der Stadt würden die Golfer Potsdam auf ihre Weise erkunden können. Beschäftigen wollen die Külzers Langzeitarbeitslose, die durch den Golfsport eine Resozialisierungschance erhalten. Klare Vorstellungen haben die Enthusiasten darüber, wie das Zentrum aussehen könnte: Unter Verwendung eines Dämmmaterials vom Baumarkt hat Stefanie Külzer das Modell eines Klubhauses inklusive Tiefgarage und Gastronomie gebaut. Und noch eine Idee: Die Biosphäre-Halle könnte als Physiotherapiezentrum umgebaut werden. Alles was fehlt, ist der politische Wille der Stadt – und ein Investor.
Doch die Vision geht weiter: In Deutschland gibt es kein Bundesleistungszentrum für öffentliches Golfen, obwohl Golf mit Beschluss des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) vom 9. Oktober 2009 ab 2016 olympische Disziplin ist. Zu den Sommerspielen in Rio de Janeiro 2016 wird es auch für die besten deutschen Golfer heißen, „dabei sein ist alles“.
Stefanie und Andi Külzer sehen ihr Golfzentrum Potsdam als Teil eines künftigen Golf-Olympiastützpunktes. Dazu haben sie einen Gleichgesinnten mit ins Boot geholt: Martin Westphal, Geschäftsführer der Professional Golf Concept GmbH und seit kurzer Zeit Inhaber des Märkischen Golfclubs in Kemnitz (Potsdam-Mittelmark). Seit Dienstag ist Westphal auch erster Vorsitzender des von den Külzers gegründeten Golfvereins am Bornstedter Golfzentrum, dem Golf in Potsdam e.V. mit 300 Mitgliedern. Jenseits jeden Elitarismus bietet der Verein „Golf für alle“ zu denkbar niedrigsten Konditionen an.
„Der Deutsche Golfverband braucht einen Olympischen Stützpunkt“, bestätigte Westphal gestern den PNN. Wenn der Golfsport in und um Potsdam seine Kompetenzen bündelt, hätte er eine reelle Chance für den Zuschlag. Basis könnte die große 18-Loch-Anlage im Werderaner Ortsteil Kemnitz sein. Külzers 9-Loch-Range im Bornstedter Feld, „die Zelle des Potsdamer Golfsports“, hätte Westphal jedoch auch gern erhalten: „Wir haben Synergien.“ Am Volkspark könnte ein Übungszentrum des Golfsports entstehen. Potsdam ist dem Golfsport-Manager nicht nur aufgrund seiner Zentralität wichtig: Der deutsche Golfverband schaue bei der Vergabe des Leistungszentrums nicht allein auf bereits bestehende Sportstätten. Entscheidend sei auch das Vorhandensein von Fachpersonal und allgemeiner Sportinfrastruktur. In diesem Punkt habe Potsdam mit seinem bereits existierenden Leistungssportzentren und der Universität eine gute Ausgangslage.
Für den Fall, dass das Ehepaar Külzer dem Bauboom im Bornstedter Feld nicht aufhalten kann, will Westphal seine Potsdamer Vorstellungen nicht aufgeben: „Wir machen es an dieser oder an einer anderen Stelle in Potsdam.“ Guido Berg
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