Landeshauptstadt: Vogel-Fragebögen für die Bauherren
Bei Sanierungen wird der Schutz von Mauerseglern, Schwalben und Fledermäusen verbessert
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Bei Sanierungen wird der Schutz von Mauerseglern, Schwalben und Fledermäusen verbessert Von Erhart Hohenstein Der Schutz von Mauerseglern, Schwalben und Fledermäusen – so genannter Gebäude bewohnender Arten – wird in Potsdam verbessert. Das kündigte Dr. Claudia Walter von der Unteren Naturschutzbehörde in einem Vortrag vor der Fachgruppe Ornithologie des Naturschutzbundes (NABU) im Haus der Natur an. Naturfreunde beklagen, dass mit der seit den 90er Jahren im großen Stil betriebenen Sanierung von Alt- und Plattenbauten die Maueröffnungen und -spalten geschlossen werden, die den Tieren als Nist- und Brutstätten dienen. Auch Schwalbennester unter Dachüberständen werden dabei oft entfernt. Seit einigen Wochen wird die Naturschutzbehörde über alle eingehenden Bauanträge informiert und schickt dem Bauherren dann einen Fragebogen zu. Darin hat er anzugeben, ob in dem Sanierungsobjekt Vögel oder Fledermäuse leben. Die Sorge, dass in diesem Fall Bauvorhaben grundlegend verändert oder sogar gestoppt werden, könnte allerdings zu unwahren Angaben führen. Bei der Fülle der Bauanträge sei nicht in jedem Fall eine Kontrolle möglich. Laut Claudia Walter kann die Behörde aber in begründeten Fällen eine Befreiung von der Pflicht aussprechen, die Niststätten bei Sanierungen zu erhalten. Die Bauherren müssen dann Ersatzquartiere für die Vögel oder Fledermäuse schaffen. Außerdem sei eine Verzögerung möglich, weil während der Brutperiode keine Eingriffe erfolgen sollen. Die Vögel waren aber auch schon vor Einführung der Fragebögen keineswegs „vogelfrei“. Mehrere Potsdamer Wohnungsgesellschaften, ebenso andere Bauherren berücksichtigen seit Jahren in ihren Sanierungsprojekten von vornherein den naturschutzrechtlich vorgeschriebenen Erhalt oder Ersatz von Niststätten. Dabei stehen ihnen die NABU-Ornithologen beratend zur Seite. Für Mauersegler empfehlen sie Holz- und Betonkästen, Niststeine, Lüftungsziegel und Dachkästen, die im Handel erhältlich sind, als Nisthilfen. Für den Einbau eignen sich bei Hochhäusern die mit Lüftungsöffnungen versehenen Drempelbereiche und bei Wohnblocks die Giebel oder die Dachbereiche über Treppenaufgängen. Auch standortangepasste Eigenkonstruktionen sind möglich. Dafür wurden vom NABU Konstruktionsunterlagen zur Verfügung gestellt. Der „Vogel des Jahres 2003“ bildet im Stadtteil Stern noch regelrechte Kolonien und brütet außerdem in der Brandenburger Vorstadt, auf dem Kiewitt, in der Breiten Straße/Wall am Kiez und in der Waldstadt. In diesem Wohngebiet haben die Sanierer in Manfred Miethke, dem erfahrensten Mitglied der FG Ornithologie, einen kundigen Berater gefunden. Seit 1996 sind auf seine Anregung zahlreiche Nisthilfen angebracht worden, so allein an drei Blocks der Johannes R. Becher-Straße insgesamt 34 Kästen für Mauersegler.
Erhart Hohenstein
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