Landeshauptstadt: Vollbad in der Hochzeitsnacht
Vier Sterne für das Schlosshotel Kartzow. Die Zukunftspläne: Wellness mit Solewasser
Stand:
Kartzow - In der Ferne führt die Chaussee nach Fahrland. Davor der Schlosspark, alte Eichen, Kastanien, wilde Efeu-Ranken. Der Blick durch das Fenster der Hochzeitssuite ist der schönste des ganzen Hotels, berichtet Elisa Heinecke, Auszubildene im Hotel Schloss Kartzow – besonders nachts, wenn die Bäume durch die im Boden versenkten Scheinwerfer angeleuchtet werden. Zu den Vorzügen der Hochzeitssuite gehört auch eine Badewanne – „die kurze Zeit, die man hier ist, muss man auch genießen“, sagt die angehende Hotelfachfrau. Die Betten sind bezogen mit besonderer Bettwäsche, etwa solcher mit Rüschenherzen.
Kurzum, alles ist, wie es sein sollte im Schlosshotel Kartzow und daher kann sich Hotelgründerin Ina Sonntag seit Donnerstag rühmen, ein Vier-Sterne-Hotel zu leiten. Es erfüllt alle Anforderungen des deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes, von der Hotelmappe bis zur Sachenablage. „350 Punkte bräuchten wir, 450 Punkte haben wir erreicht“, berichtet Ina Sonntag, die das zu DDR-Zeiten als Sanatorium für nierenkranke Kinder genutzte Expressionismus-Schloss seit 2007 zu neuem Leben erweckt. Mit viel Liebe und viel Geld ließ Ina Sonntag das architektonische Baudenkmal sanieren. Das zwischen 1912 und 1914 durch den Architekten Eugen Schmohl errichtete herrschaftliche Haus ist seit September 2011 ein durchgehend geöffnetes Hotel mit neun Doppelzimmern, zwei Junior-Suiten und besagter Hochzeitssuite. Donnerstage und Sonntage sind ruhige Tage, sagt die Hotelchefin, bei Hochzeiten im hotelinternen Standesamt sind freilich alle zwölf Zimmer belegt. Stolz ist Ina Sonntag darauf, bei der Kundenzufriedenheit mit ihrem kleinen Hotel oft vor den Fünf-Sterne-Häusern in der Region Berlin-Brandenburg zu liegen. Daher ist sich die junge Frau sicher, in nicht allzu langer Zeit die Hotel-Kategorie Vier-Sterne-Plus zu erreichen.
27 feste Mitarbeiter beschäftigt das Hotel im Potsdamer Norden derzeit. Es ist ein Team, auf das die Hotelgründerin schwört – ohne Engagement und Lust an der Arbeit wären die 4000 Hochzeitsgäste, die 2012 auf Schloss Kartzow feiern werden, nicht zu bewältigen. „Es ist ein Superteam, das wegen seiner einzigartigen, authentischen Freundlichkeit von den Gästen sehr gelobt wird“, sagt Ina Sonntag. Und: „Oma Müller ist uns als Gast genauso lieb wie Günther Jauch.“ Gern wurde das Hotel in der jüngeren Vergangenheit auch von bekannten Schauspielern als Heiratsort gebucht. Um welche es sich dabei handelt, sagt Ina Sonntag freilich nicht. Wer die Kartzower Abgeschiedenheit für seine privaten Feiern sucht, der schätzt auch Diskretion.
Ausbaumöglichkeiten im Schloss selbst sind aufgrund des Denkmalstatusses nicht vorhanden, dennoch hat Ina Sonntag Pläne. Spätestens 2013 will sie ein nahes Remisenhaus zu einem Wellness-Bereich umbauen lassen und darin weitere zwölf bis 16 Hotelbetten unterbringen. Die niedrige Bettenzahl in dem kleinen Schloss hatten in der Vergangenheit große Hotelketten abgeschreckt, sich des Hauses anzunehmen. Mehrere Investoren kamen nach Kartzow, versprachen das Blaue vom Himmel und waren nie wieder gesehen. Erst Ina Sonntag wagte die Realisierung ihres Traumes vom kleinen, aber extrem feinen und geschmackvollen Hotel. Mittlerweile, sagt sie unumwunden, „rechnet es sich“.
Ina Sonntag plant, die alte Solequelle anbohren zu lassen, die im Schlosspark ans Licht tritt. Geologen zufolge zieht sich unter Kartzow „ein Urmeer“ hin – eine Sandsteinschicht mit Porenräumen, in den sich Wasser mit einem Salz- bzw. Chloridgehalt befindet, der zehn Mal über dem des Atlantiks liegt. Diese Sole soll in dem geplanten Wellness-Bereich genutzt werden. Ferner mündet im Schlosspark eine Trinkwasserquelle mit Mineralwasserqualität, wie ein bereits 1988 angefertigtes Gutachten zeigt. Noch 2012 will Ina Sonntag mit der Flaschenabfüllung beginnen – zunächst nur für den Hausbedarf.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: