Sport: Volle Konzentration
Florian Grossert ist beim SV Babelsberg 03 der Gewinner der Rückrunde
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Florian Grossert ist beim SV Babelsberg 03 der Gewinner der Rückrunde Wie so oft schon wird Florian Grossert irgendwann im Laufe des heutigen Tages am Kaiserdamm seinen blauen Skoda anlassen, um binnen dreißig Minuten aus der Berliner City an den Babelsberger Park zu gelangen. Der 20-Jährige müsste den Anfahrtsweg auswendig kennen, wechselte er doch schon vor knapp vier Jahren vom Wilmersdorfer Traditionsverein BSV 92 in die Babelsberger B-Jugend, die damals noch in der Landesliga spielte. Im Frühjahr 2003 bestritt er für den damals insolventen Verein unter Trainer Hermann Andrejew die letzten vier Partien einer desaströsen Regionalliga-Spielzeit. Grossert hinterließ beim aufmerksamen Beobachter schon damals Eindruck. Ein gutes Stellungs- und Kopfballspiel zeichnete das Talent ebenso aus wie ein stattlicher Antritt. Es war deutlich zu spüren: Grossert ist jemand, der es wissen will. Und es irgendwann auch schafft. Zwei Jahre ist dies her. Der Abwehrspieler, der einst neben der Sömmeringhalle in Charlottenburg beim FC Brandenburg 03 mit dem Fußball begann, bekam in Babelsbergs Verbandsliga-Aufgebot ausreichend Gelegenheit, sich an den Männerfußball zu gewöhnen. Er bezeichnete die Zeit unter den Übungsleitern Thomas Leek und Dragan Radic als „sehr lehrreich“. Grossert hat sich, wie man so sagt, durchgeboxt und rausgemacht. Auf der linken Abwehrseite zählte die Nummer 14 während der vergangenen Wochen immer zum Oberliga-Stammpersonal. Mehr noch, er darf getrost für sich in Anspruch nehmen, so etwas wie der Gewinner der Rückrunde zu sein. Und dies nicht nur wegen seines Tores, das vor sechs Tagen zum so wichtigen Punktgewinn beim FC Anker Wismar führte (1:1). Im Gespräch wird schnell klar, dass dies fast folgerichtig kommt. Florian Grossert wirkt zurückgenommen und fast zu bescheiden, als er auf eine beiläufige Frage antwortet, dass ihm als junger Spieler da wohl kein tiefergehendes Urteil zustehe. Andererseits wird schnell klar, dass er sich ganz genau einzuschätzen weiß und diesen gesunden Realismus als großes Faustpfand in seinen weiteren sportlichen Werdegang einbringen könnte. Nach dem Mittwochstraining, das angesichts der Ereignisse vom Wochenbeginn (anstehender Trainerwechsel, PNN berichteten) binnen einer reichlichen Stunde in erstaunlich entspannter Atmosphäre über die Bühne ging, deutete er an, sich ab sofort voll auf den Fußball konzentrieren zu wollen. Die unlängst anstehende schriftliche Abschlussprüfung zum Einzelhandelskaufmann ist gut von der Hand gegangen. Jetzt ist der Kopf für den Sport frei. Wohin sein Weg in näherer Zukunft führt, das weiß Florian Grossert scheinbar selbst noch nicht.Womöglich hängt einiges vom Ausgang der heutigen Partie gegen den SV Yesilyurt Berlin ab (Beginn 14 Uhr, Karl-Liebknecht-Stadion). Es ist das letzte Oberliga-Heimspiel des unter unrühmlichen Umständen scheidenden SVB-Trainers Peter Ränke. Die Professionalität verbietet es Florian Grossert natürlich, sich in der aktuellen Situation zum „Thema der Woche“ zu äußern. In Mimik und Gestik lässt er jedoch keinen Zweifel daran, dass ihn das Geschehene beschäftigt und mitnimmt. „Ich persönlich habe von Peter Ränke immer wieder gehört, dass ich mich hundertprozentig einbringen soll und er genau um meine Qualitäten weiß“, sagt er und lässt durchblicken, dass heute vom SVB gar eine Trotzreaktion erwartet werden darf. „Ich halte dies durchaus für möglich. Aller Ballast muss noch mal raus aus den Köpfen. Jeder muss sich voll konzentrieren.“ In den kommenden Wochen geht es Schlag auf Schlag. Dem letzten Saisonspiel am 22. Mai bei den längst abgestiegenen Reinickendorfer Füchsen folgt drei Tage später das brandenburgische Pokalfinale beim gastgebenden MSV Neuruppin. Reicht es letztlich zur Qualifikation für die Relegation mit Hin- und Rückspiel gegen den FC Carl Zeiss Jena, ist erst Anfang Juni Schluss. Florian Grossert zählt als Perspektivspieler dem Vernehmen nach zu den Akteuren, die der Verein unbedingt weiter an sich binden möchte. SVB-Geschäftsführer Ralf Hechel: „Ich habe ihm schon vor einiger Zeit gesagt, dass es für seine Entwicklung das Beste wäre, er bliebe noch eine Saison bei uns.“
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