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Sport: Volle Kraft mit halber Sehne
Trotz seines lädierten Ellenbogens will der Potsdamer Rennkanute Ronald Rauhe zu Olympia – jetzt trainiert er dafür in Südafrika
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Unbeeindruckt von seinem stark lädierten rechten Ellenbogens strebt Ronald Rauhe vom Kanu-Club Potsdam mit voller Kraft seine dritten Olympischen Spielen im August in London an. „Ich will dort wieder eine Medaille“, sagt der 30-Jährige, der mit seinem Klubkollegen Tim Wieskötter im 500-Meter-Zweierkajak 2004 in Athen Gold und vor vier Jahren in Peking Silber gewonnen hatte. Mittlerweile paddelt der Potsdamer als Sprint- Spezialist über 200 Meter solo im K1 und mit Jonas Ems aus Essen im K2. Wobei er damit klarkommen muss, dass ihm für sein Kraft kostendes Training und die Wettkämpfe nur noch 50 Prozent der Sehne im rechten Ellenbogen zur Verfügung stehen. „Daher stammen meine chronischen Schmerzen“, erzählt Ronald Rauhe. „Die Verletzung heilt nicht so schnell, und vier Monate Zeit für eine Operation habe ich im Olympiajahr nicht. Also heißt es die Zähne zusammenzubeißen. Das Gute ist: 50 Prozent der Sehne reichen für alle körperlichen Tätigkeiten. Das Schlechte: Es kostet oft 50 Prozent meiner Energie, den Schmerz auszuhalten.“
Mit diesem körperlichen Handicap hatte sich der Potsdamer im vergangenen August in Szeged Bronze im Einerkajak ersprintet, mit diesem Handicap will er im Februar in Kapstadt rund 120 Trainings-Kilometer pro Woche absolvieren. Allein und mit Jonas Ems, mit dem er bereits im vergangenen November in der drittgrößten Stadt Südafrikas für seinen Traum London gearbeitet hatte; zuletzt war er im Ski-Trainingslager in St. Moritz. „Ich habe die letzten Wochen und Monate gut nutzen können und jetzt mehr Kraft als im vergangenen Jahr“, meint der bei Clemens Paarmann trainierende Rennkanute. „Nun geht es darum, meine Fitness im Boot umzusetzen.“ Für Rauhe und Paarmann werden es die vierten Übungseinheiten auf einem See im Kapstadter Vorort Muizenberg sein. „An einem der Seitenarme steht unsere Unterkunft, so dass wir ganz kurze Wege zum Training haben“, erzählt der Paddler, der sein Sportmarketing-Studium an der Potsdamer Uni bis zu den Olympischen Spielen erst einmal ausgesetzt hat. „Und wenn wir frei haben, können wir nach nur ein paar Metern im Atlantik baden oder Surfski fahren.“ Dass es am Strand vor ihrem Domizil immer mal wieder Hai-Alarm gibt, störe ihn nicht, so Rauhe. „Ich habe mit Jonas im vergangenen November auch mal an einem Surfski-Rennen auf dem Ozean teilgenommen.“
Im Vordergrund steht nicht weit vom Kap der Guten Hoffnung aber das Training. „Ronny liegt dabei bisher gut im Plan“, sagt Clemens Paarmann, der in Kapstadt neben Rauhe und Ems auch die beiden Junioren Felix König und Marius Radow vom KC Potsdam sowie den letztjährigen U23-Vizeeuropameister Florian Jeglinski vom SC Magdeburg trainieren wird. Das Ziel der beiden jungen Potsdamer in diesem Jahr ist die Junioren-Nationalmannschaft.
Die beiden London-Aspiranten werden in diesem Jahr aller Wahrscheinlichkeit nach den Platz im Olympia-Einerkajak über 200 Meter unter sich ausmachen. „Da sind Jonas und ich Konkurrenten, aber wir haben auch das gemeinsame Projekt Zweierkajak“, sagt Ronald Rauhe. „Deshalb ziehen wir an einem Strang, und der in der Qualifikation Stärkere paddelt dann halt auch den Einer.“ Von seiner Ellenbogen-Schmerzen will er sich auch in Südafrika nicht bremsen lassen. „Ich komme damit ganz gut klar“, erklärt der Potsdamer, „und habe trotzdem weiter viel Spaß an meinem Sport.“
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