Sport: Völlig neue Perspektiven
Beim Volleyball-Landesfinale für Olympia bekommen Schüler und Lehrer einen Motivationsschub
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Nur die Zuschauerränge waren leer. Das war der einzige Unterschied für Johanna Heidemann und Jada Ehlert vom SC Potsdam, die am gestrigen Dienstag die MBS-Arena am Luftschiffhafen mal aus einer ganz anderen Perspektive kennenlernen durften. Sitzen die beiden Elfjährigen bei den Spielen ihrer Vorbilder, der Bundesligamannschaft des SC Potsdam, normalerweise auf den Zuschauerplätzen, durften sie beim Landesfinale von „Jugend trainiert für Olympia“ selbst die Luft der großen Volleyballbühne schnuppern. Gemeinsam mit vier Mitspielerinnen vertraten sie die Potsdamer Karl-Foerster-Grundschule.
„In dieser Altersklasse ist es besonders wichtig, die Grundlagen des Volleyballs zu vermitteln“, sagt Martina Lang, Sportlehrerin und Trainerin des Teams an der Karl-Foerster-Grundschule. Ab der 5. Klasse ist Volleyball im Lehrplan vorgesehen, dabei geht es aber vor allem um Grundtechniken und Spieltaktiken. „Doch die Leistungsunterschiede sind im normalen Sportunterricht für gewöhnlich sehr groß“, meint sie. Dieses Leistungsgefälle miteinander zu vereinen sei die größte Herausforderung, die sie als Sportlehrerin zu bewältigen hat. Das Zusammenspiel zu fördern ist der wichtigste Schritt, um ein Grundverständnis für Volleyball aufzubauen. „Aber es ist ausgesprochen schwierig, das reinzukriegen.“
Selbst im Landesfinale waren die Unterschiede zwischen den einzelnen Mannschaften, die zunächst in zwei Staffeln im Modus „Jeder-gegen-jeden“ die Halbfinalplätze ausspielten, deutlich sichtbar. Wobei einige Mannschaften jedoch auch schon Ansätze gut durchdachter Spielzüge zeigten. „Dieses Turnier hat für die Wettkampfklasse IV schon ein hohes Niveau.“
Während für Martina Lang bei „Jugend trainiert für Olympia“ der Leistungsgedanke schon ein wichtiger Bestandteil des Konzepts ist, hält Hendrik Woiton vom Ministerium für Bildung, Jugend und Sport das Leistungsprinzip in dieser Altersklasse noch nicht für so maßgeblich. „Dass hier große Talente entdeckt werden, ist eher die Ausnahme“, meint Woiton. Der Weg in den Leistungssport führe über die Vereine, deswegen stehe die Vernetzung der Grundschulen mit den Sportvereinen und der Potsdamer Sportschule hier viel mehr im Vordergrund. Als Schulsportberater ist er für die Organisation sportlicher Wettkämpfe in der Stadt Potsdam verantwortlich. „Durch die Bundesligamannschaft des SC Potsdam liegt der Volleyballschwerpunkt des Landes Brandenburg in Potsdam“, sagt Woiton. Die Verbindungen, die er zwischen Grundschule, Verein und Sportschule aufzubauen versucht, dienen seiner Meinung nach vorrangig den Schulen und Lehrern. „Es geht hierbei um Motivation für die Lehrkräfte, die mit einem guten Ergebnis bei landesweiten Wettkämpfen wieder mehr Elan zurück in den Sportunterricht bringen.“
Die beiden Nachwuchsvolleyballerinnen Jada Ehlert und Johanna Heidemann gingen gestern jedoch an jedes Match mit demselben Ehrgeiz wie bei ihren Ligaspielen in der U 13-Mannschaft des SC Potsdam. Denn schließlich sei der Sieg das Ziel, das sie immer vor Augen haben. Das erste Hineinschnuppern in die große MBS-Arena hat die beiden in ihrem Traum, der Aufnahme an der Sportschule Potsdam, noch einmal bestärkt. Denn das Größte wäre es für sie, die Halle einmal voll zu erleben. Aber nicht oben von den Zuschauerrängen aus, sondern unten vom Feld. Chantal Willers
Chantal Willers
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