Landeshauptstadt: „Völlig verknöchert“
Linke-Ortsvorstand verlässt Partei im Zorn
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Es ist ein verbaler Rundumschlag gegen das Führungspersonal der Potsdamer Linken: Mit einem offenen Brief hat Denis Peter, bisher Vorstandsmitglied im Potsdamer Innenstadtverband der Linken, seinen sofortigen Austritt aus der Partei verkündet – um sich ein „menschlich angenehmeres und intellektuell anspruchsvolleres politisches Betätigungsfeld zu suchen“, wie er schreibt
Peter, Diplom-Volkswirt, berichtet nach einem Jahr Parteizugehörigkeit von „haarsträubenden Erfahrungen“. So sei die „im eigenen Saft schwimmende (alternde) Stadtfraktion“ von ihrem Chef Hans-Jürgen Scharfenberg als „Alleinunterhalter“ sowohl inhaltlich als auch intellektuell dominiert. Zugleich sei aber dessen Wahlkampf um das Amt des Oberbürgermeisters „völlig verkorkst“ gewesen, „fachlich versierte Akademiker“ seien nicht einbezogen worden. „Vorschläge, die ich dem Wahlkampfteam machte, wurde nicht einmal diskutiert“, sagte Peter den PNN – unter anderem habe er sich für einen öffentlichen Beschäftigungssektor in Potsdam stark machen wollen.
Ebenso lässt der 37-Jährige kaum ein gutes Haar am Stadtverband der Linken: Dieser sei „völlig verknöchert“. Auch der erst im November neu gewählte Kreisvorstand sei – bis auf Ausnahmen – besetzt mit „sich selbst überschätzenden Personen“. Der neue Kreischef Sascha Krämer mache einen „überforderten Eindruck“ und offenbare „ zwischenmenschliche Defizite“. Zugleich würden sozial engagierte Parteimitglieder wie die Chefin des Migrantenbeirats, Olga Schummel, nur „ungenügend“ gewürdigt. Auch gebe es ein „Rausekeln“ von „intellektuellen Persönlichkeiten“, wie es der frühere Stadtverbandschef und inzwischen zur SPD gewechselte Pete Heuer sei. Ob Denis Peter selbst zu den Sozialdemokraten wechseln will, ließ er offen: „Es gibt aber durchaus Sympathie für diese Partei.“ Das Kapitel Linke ist für ihn jedoch abgeschlossen, „ein marionettenhaft anmutenden Stadtverband“ biete keine Perspektive für ihn – und wohl auch nicht für die Wähler. So würden bei den Potsdamer Linken ökologische Themen vernachlässigt.
Bei den Linken wurde der Brief gestern mit Empörung aufgenommen. Tatsächlich habe sich Denis Peter kaum eingebracht, sagte Linke-Chef Krämer. Deswegen sei Peter wohl auch bei den Wahlen zum Vorstand im November nicht berücksichtigt worden. Bei anderen Vereinen und Parteien sei Peter mit seiner Art bereits ebenso angeeckt, so Krämer. Der Brief grenze an Verleumdung. Zu seiner eigenen, von Peter kritisierten Arbeit sagte Krämer, er habe positive Rückmeldungen aus der Partei erhalten. HK
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