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Sport: Völlig verschieden

Die Pokalfinalisten Potsdam und Frankfurt haben unterschiedliche Ansichten zum Frauenfußball

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Die Pokalfinalisten Potsdam und Frankfurt haben unterschiedliche Ansichten zum Frauenfußball Von Michael Meyer Bernd Schröder fühlte sich gestern wieder einmal in seiner Vorstellungswelt bestätigt. „So etwas sagt man nicht.“ Gerade hatte Siegfried Dietrich, der Manager des 1. FFC Frankfurt, auf der Abschluss-Pressekonferenz zum DFB-Pokalspiel der Frauen im Berliner Olympiastadion vom Podium herab erklärt: „Der UEFA-Cup ist eine Nische im Frauenfußball.“ Kopfschütteln darüber beim Trainer des frisch gebackenen UEFA-Pokalsiegers FFC Turbine Potsdam. „Hätte Frankfurt den Europapokal gewonnen, dann wäre das natürlich das Größte gewesen“, vermutete Schröder anschließend in kleiner Runde. „Aber die können ja nicht anders.“ Die, das ist der Bundesliga-Dauerkonkurrent vom Main. „Turbine und Frankfurt“, glaubt Schröder, „sind von der Philosophie her zwei völlig verschiedene Verein.“ Heute nun stehen sich in Berlin mit den Hessinnen und Turbine die beiden derzeit besten – aber eben auch sehr verschiedenen – deutschen Frauenfußball-Mannschaften wie schon 2004 im Endspiel um den DFB-Pokal gegenüber (17.30 Uhr, live in der ARD). Dem Erfolgsklub vom Main – je fünffacher Deutscher Meister und DFB-Pokalgewinner – eilt der Ruf des kühl kalkulierenden, berechnenden, sich über der Konkurrenz wähnenden Vereins voraus. Die Spielerinnen des FFC Frankfurt, die sich in diesem Jahr den Deutschen Meistertitel zurückholten, gelten als Stars und besitzen zum Teil beachtlich dotierte Einzelverträge, mit denen sie Liga-Krösusse sind. Mit der Commerzbank holte sich der Verein jetzt „einen Global Player als neuen Werbepartner“ aufs Trikot, wie Dietrich gestern vor der Presse unterstrich. Außerdem spricht Dietrich, der eine Sportmarketing-Agentur besitzt, gern im Business-Deutsch. „Das DFB-Pokalfinale ist die beste Möglichkeit, Werbung für den Frauenfußball zu machen und die Marke FFC Frankfurt weiter zu entwickeln“, erklärte er gestern den Medien. Ganz anders die Sicht des Turbine- „Machers“ Bernd Schröder auf das Spiel der Frauen. „Ich kann auch mit einem 5:6 leben, wenn die Zuschauer dabei voll auf ihre Kosten gekommen sind“, erklärt der Potsdamer gern. Gestern meinte er: „Ich hoffe, dass sich beide Mannschaften im Finale optisch gut präsentieren und zeigen, das der Frauenfußball weiter im Vormarsch ist.“ Sein Verein habe sich bewusst dafür entschieden, „dass wir mit dem Trikotsponsor, der uns die ganze Saison über begleitete, auch das Pokalendspiel bestreiten werden.“ Turbine begreift sich als Herz der Frauen-Bundesliga, der Star ist stets die ganze Mannschaft. Für Meistertitel und DFB-Pokal bekam nach der letzten Saison jede Turbine-Spielerin gerade mal 500 Euro. Schröder hatte es auch sehr gewurmt, dass ihm Hans-Jürgen Tritschoks – seit einem Jahr Trainer des FFC Frankfurt „und früher mal ein Freund von mir“ – vor Wochenfrist nicht zum UEFA-Cup- Sieg gratulierte, obwohl er im Potsdamer Stadion war. Gestern nun holte Tritschoks den Glückwunsch nach. Und Siegfried Dietrich betrieb später wegen der „Nische UEFA-Cup“ Schadensbegrenzung: „Das Wort war falsch gewählt.“

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