Von Michael Meyer: Vom Angriff in die Abwehr in den Angriff
Regionalliga-Fußballer Matthias Rudolph profitierte zuletzt vom glücklichen Händchen des Babelsberger Trainers Dietmar Demuth und hofft auch heute bei Türkiyemspor Berlin auf seinen Einsatz
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Dietmar Demuth spielt gern Skat; dann knallt er mit Vergnügen einen Trumpf auf den Tisch. Auch als Trainer des Fußball- Regionalliga-Spitzenreiters SV Babelsberg 03 versteht er es, mit seinen Trümpfen zu gewinnen: Immer wieder wechselt er in Halbzeit zwei Spielern ein, die dann auch prompt treffen.
Matthias Rudolph wird deshalb nicht unruhig werden, sollte er beim heutigen Babelsberger Gastspiel bei Türkiyemspor Berlin nicht von Anfang an mitkicken. „Natürlich will jeder in der Startformation stehen. Aber wir wissen, dass wir, wenn das nicht klappt, immer noch eine Chance haben“, sagt der 26-Jährige, der am vergangenen Freitag daheim gegen Altona 93 nach der Pause eingewechselt wurde und in der Nachspielzeit mit dem 2:0 sein erstes Punktspiel-Tor für Nulldrei erzielte. Sein Schuss von der Strafraumgrenze schlug unhaltbar im Hamburger Kasten ein. „Ich habe einfach abgezogen“, erinnert sich der Torschütze. „Ich sollte als hängender Stürmer spielen, so wie schon im Spiel davor bei Energie Cottbus II.“
Der bei Stahl Brandenburg aufgewachsene Linksfuß machte damit wieder auf seine Fußball-Vergangenheit aufmerksam – als Angreifer. „Ich war früher immer Stürmer, auch für Babelsbergs A-Jugend und für die zweite Männer-Mannschaft in der Verbandsliga“, blickt er zurück. „Als mich dann Trainer Hermann Andreev in die Regionalliga-Mannschaft holte, setzte er mich im Mittelfeld ein. Und später, bei Hessen Kassel und KSV Baunatal, rutschte ich noch weiter nach hinten in die Abwehr.“
Dort fand Matthias Rudolph auch seinen Platz, als er vor zwei Jahren zu Nulldrei zurück kehrte. Hatte er in der vergangenen Saison seinen Stammplatz in der Vierer-Abwehrkette praktisch sicher, so kam er in diesem Spieljahr noch nicht so zur Geltung. „Wie auch. Ich war ja zu Saisonbeginn drei Wochen von der Uni aus in Norwegen auf Exkursion“, sagt „Rudi“, der im Oktober an der Potsdamer Universität das 11. Semester seines Lehramt-Studiums Sport/Geografie beginnt. „Jetzt will ich mich aber wieder reinbeißen und wieder um einen Stammplatz kämpfen.“
Seine nächste Empfehlung dafür könn- te er heute im Berliner Friedrich-Ludwig- Jahn-Sportpark gegen Türkiyemspor abgeben. Der Aufsteiger ist mit erst einem Sieg, einem Remis und drei Niederlagen Drittletzter der Tabelle. „Wir wussten, dass das eine schwere Saison wird, hätten aber schon zwei Punkte mehr haben müssen“, erklärt dazu Türkiyemspor-Coach Uwe Erkenbrecher, der Dietmar Demuth aus gemeinsamen Zeiten beim VfL Wolfsburg kennt. Ende der 90er Jahre trainierte er dort die U23, während Demuth Co- Trainer der Profis war. „Wir haben“, so Erkenbrecher, „20 neue Spieler in der Mannschaft, die müssen sich erst finden.“ Mit Florian Grossert, Kais Manai und Dennis Novacic kicken drei Ex-Babelsberger beim Neuling, bei dem bis auf Cihan Dogan und Rocco Teichmann (beide nach Verletzungen noch im Aufbautraining) heute alle Spieler an Deck sind. „Die Babelsberger“, sagt Erkenbrecher, „spielen sehr kompakt und diszipliniert. Sie haben eine erfahrene Mannschaft, einen erfahrenen Trainer und mit ihren späten Toren auch immer wieder ein Quäntchen Glück.“ Dennoch erklärte er gestern: „Ich hoffe auf einen knappen Sieg, vielleicht bin ich aber auch mit einem Unentschieden zufrieden. Je nachdem, wie das Spiel läuft.“
„Die Aufgabe im Jahn-Sportpark wird für uns nicht einfach“, glaubt Matthias Rudolph, „denn unsere bisherigen Siege waren ja nicht überzeugend herausgespielt. Trotzdem wollen wir alle drei Punkte aus Berlin mitnehmen.“ Seine Chancen, daran mitzuwirken, stehen nicht schlecht. „Ich weiß, dass Rudi auch vorn spielen kann. Solche vielseitig einsetzbaren Spieler benötigen wir“, meint Babelsbergs Trainer, der heute erneut auf Denis Weidlich verzichten muss; der Abwehrspieler erlitt bei einem Autounfall am Dienstag ein Schleudertrauma. „Ein glückliches Händchen“, räumt Demuth ein, „braucht man beim Einwechseln auch.“ Bisher war das Händchen des 53-Jährigen sehr glücklich – wie mitunter beim Skat.
Anpfiff ist heute um 19 Uhr
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