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Landeshauptstadt: Vom Bornstedter Feld zum Buga-Schloss

Jochen Sandner managte die Gartenschau in Potsdam 2001, jetzt lässt er Schwerin aufblühen

Stand:

Herr Sandner, welche Buga-Kulisse ist schöner – Potsdam oder Schwerin?

Das kann man nicht vergleichen. Beide Städte haben völlig verschiedene Ansätze gewählt. Potsdam hatte ein dezentrales Konzept, dessen Schwerpunkt das Bornstedter Feld war. Dort haben wir aus alten Konversionsflächen die grüne Lunge für einen neuen Stadtteil geschaffen. In Schwerin konnte ich mit dem Schlosspark direkt an einem Gartendenkmal arbeiten. Diese Aufgabe hat mich sehr gereizt.

Mit welchen Gefühlen betrachten Sie als Potsdamer heute die alten Buga-Landschaften der Stadt?

Den Buga-Volkspark halte ich für ein absolut gelungenes Beispiel einer Nachnutzung. Ich bin selbst Dauerkartenbesitzer, meine Frau ist sehr oft mit den Kindern dort. Wir haben es auch geschafft, das Bewusstsein der Potsdamer für das Grün in der Stadt zu schärfen. Mit der Biosphäre ist das geschehen, was befürchtet wurde. Das Konzept war sehr auf den Cinemaxx-Kinobetreiber Flebbe zugeschnitten. Und wie immer, wenn man einen maßgeschneiderten Anzug ablegt, ist es schwer, jemanden zu finden, dem er auf Anhieb passt. Ich bedaure es, dass diese tolle und attraktive Halle nicht die Wertschätzung bekommt, die sie verdient.

Seit der Potsdamer Buga sind acht Jahre vergangen. Was haben Sie inzwischen gemacht?

Nach der Abwicklung der Potsdamer Buga GmbH hatte ich 2004 ein Jahr lang ein Engagement bei der niedersächsischen Landesgartenschau in Wolfsburg. Dort sprach mich der damalige Oberbürgermeister von Schwerin an, ob ich Lust hätte, die Buga zu organisieren. Im Januar 2005 habe ich dann dort als Geschäftsführer der Buga GmbH angefangen.

Was macht das Konzept in Schwerin aus?

Im Gegensatz zu Potsdam ist dort alles räumlich sehr kompakt. Es gibt sieben Buga-Kulissen, die aber alle zusammenhängen. „Sieben Gärten mittendrin“ heißt ja auch das Motto, weil alles um die Altstadt gruppiert ist. Man kann einmal rings um alle Buga-Gärten wandern, sogar auf einer schwimmenden Brücke. Als sich die Stadt 1999/2000 bewarb, sollten es noch zwölf Schauplätze sein, quer über die Stadt verteilt. Ich habe damals schon gesagt, dass das schwierig wird. Übrig sind nun drei neue und vier historische Gärten, angeordnet um das Schloss, in dem der Landtag sitzt. Zum ersten Mal hatte ich die Möglichkeit, mit einem Schlossgarten zu arbeiten. Den mit einzubeziehen, war das Spannende am Konzept.

Wie sieht es denn mit der Finanzierung aus?

Das Budget ist mit rund 75 Millionen Euro nur etwa halb so hoch wie das der Potsdamer Buga, doch bin ich sicher, dass wir mit den vorsichtig kalkulierten 1,8 Millionen Besuchern und den Erlösen aus der Vermarktung den Eigenanteil der Stadt von gut 19 Millionen Euro auch wieder hereinholen werden. In Potsdam hatten wir am Ende 2,6 Millionen Besucher, eine halbe Million mehr als erwartet. Der Überschuss ist dann in die Kulturhauptstadt-Bewerbung geflossen, die ja leider gescheitert ist.

Auf dem Tulpenfest im Holländischen Viertel wird sich die Buga mit einem eigenen Stand präsentieren. Wie kam es dazu?

Potsdam gehört mit eineinhalb bis zwei Stunden Anfahrtsweg zum Einzugsgebiet des klassischen Tagesbesuchers. Für uns ist das ein hochinteressanter Quellenmarkt. Außerdem erhält sich erfahrungsgemäß in jeder ehemaligen Buga-Stadt eine gewisse Buga-Begeisterung. Wir hoffen daher auf viele Besucher aus Potsdam.

Gehen Sie auch zum Tulpenfest?

Ich wohne ja im Holländischen Viertel, habe das Fest also direkt vor der Haustür. Da wir die Schau am 23. April in Schwerin eröffnen, habe ich im Endspurt natürlich noch viel zu tun. Aber am Sonntag nach dem Frühstück besuche ich sicher auch das Tulpenfest.

Als Sie die Vorbereitung der Buga in Potsdam übernommen hatten, sind Sie 1997 hergezogen. Kehren Sie der Stadt jetzt den Rücken?

Nein, das hätte ich ja längst tun können. Der Lebensmittelpunkt für meine Familie und mich ist und bleibt Potsdam.

Was machen Sie nach der Buga in Schwerin?

Dort bin ich ja noch bis Ende 2010 mit der Abwicklung der Buga-Gesellschaft beschäftigt. Und danach? Wie sagt der „Kaiser“, Franz Beckenbauer: „Schaun ’mer mal.“

Das Interview führte Peer Straube

Jochen Sandner (55) war von 1997 bis 2002 Geschäftsführer der Buga GmbH Potsdam. Seit 2005 ist er Chef der Schweriner Buga-Gesellschaft. Er ist verheiratet und hat zwei Töchter.

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