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Nicht zu ernst. Barthels verknüpft in ihrem Film Komik und Tragik.

© Manfred Thomas

"Marry Me!" im Filmmuseum Potsdam: Vom Clash der Kulturen

Neelesha Barthels stellte ihren Film „Marry Me!“ im Filmmuseum vor

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Glitzernde Saris, spritzige Choreographien auf den Dächern von Berlin und jede Menge Chaos. Nein, die Rede ist nicht von einem Bollywoodfilm, dessen Handlung nach Deutschland verlegt wurde, sondern von Neelesha Barthels Film „Marry Me!“, der in erster Linie eine bunte Culture-Clash-Komödie ist - allerdings durchaus mit Tiefgang. Am vergangenen Dienstag stellte die Regisseurin, die ihr Studium an der Potsdamer Filmuniversität absolvierte, ihr Werk im Potsdamer Filmmuseum vor.

Die Geschichte rund um die selbstständige Single-Frau Kissy (Maryam Zarée), die in Kreuzberg lebt und das Mietshaus ihrer indischen Oma verwaltet, bis diese auftaucht und sie zu einer indischen Hochzeit drängt, beruht zum großen Teil auf persönlichen Erfahrungen Barthels. Allerdings sei es bei ihr eher der Opa gewesen, der auf Traditionen gepocht habe. „Mir wurde sehr früh klar gemacht, dass ich meinen Partner nur als Ehemann der Familie vorstellen darf und dann auch niemand anders mehr mitbringen dürfte“, erzählte sie. „Dabei war er sonst sehr offen, aber Tradition war eben Tradition.“

Deswegen habe sie die Ehe als Rettung und die Verdammung der Scheidung in der indischen Kultur auch in ihrem Film thematisiert. Denn trotz des komödiantischen Ansatzes sei es ihr in der Tradition von Filmen wie „Kick it like Beckham“ wichtig gewesen, auch den Finger auf wunde Punkte zu legen. So lässt sie ihre Hauptfigur mehrmals die nicht vorhandende Gleichberechtigung der Frauen in Indien thematisieren, ohne dabei aber vollständig in ein Sozialdrama abzudriften. Tatsächlich habe sie von Anfang an einen lustigen Film machen wollen. Dennoch: In jeder lustigen Figur stecke auch eine tragische, von daher schließen sich beide Elemente nicht aus, sagte Barthels. Die gelungene Verwebung beider Elemente wurde am Dienstagabend auch vom Publikum sehr gelobt.

Dabei war es bis zur Fertigstellung ein langer Weg: Sechs Jahre hat es gedauert, bis die Endversion des Drehbuchs fertig war und Barthel endlich eine Genehmigung zum Filmen bekam. Dann musste alles sehr schnell gehen, gerade mal 28 Drehtage waren vorgesehen, was aber eine normale Zeitvorgabe sei, wie die Regisseurin sagte. Auf das Endwerk sei sie trotz des vielen Hin und Her sehr stolz und auch den Darstellern dankbar, dass sie sich auf das Abenteuer eingelassen und auch die Tänze gelernt hätten. Die seien - mit Rapbegleitung von Peter Fox - durchaus als ironische Brechung von Bollywoodfilmen zu verstehen, hätten aber auch einfach Spaß gemacht. S. Kugler

S. Kugler

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