zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Vom Dealertreff zur Modellschule: Voltaire feierte zehnten Geburtstag

Matthias Platzeck: „Ich dachte damals, das haben wir vergeigt“

Stand:

Matthias Platzeck: „Ich dachte damals, das haben wir vergeigt“ Innenstadt. François Marie Arouet sagte einst, „man erstickt den Verstand der Kinder unter einem Ballast unnützer Kenntnisse“. Im 21. Jahrhundert dient der französische Philosoph, dessen Todestag sich am 30. Mai zum 226. Mal jährt, als Namenspatron für Schulen – seit zehn Jahren auch in Potsdam. Am vergangenen Freitag feierte die ehemalige Schule 9 in der Lindenstraße 32 Namensgeburtstag, der als Voltaire bekannte Arouet musste dabei im Jahr 1994 mit seinem Namen für eine Bildungseinrichtung herhalten, die als gescheitert galt. Die Geschichte der Voltaire-Gesamtschule, zu deren Geburtstag Ministerpräsident Matthias Platzeck und Oberbürgermeister Jann Jakobs vor Ort waren, wird mit dem Namen Ortrud Meyhöfer verbunden. Vor elf Jahren kam die Schulleiterin nach Potsdam und war wohl die einzige, die an eine Renaissance der verwahrlosten Einrichtung glaubte. „Sei nicht traurig, wenn du das nicht schaffst, denn es ist nicht zu schaffen“, hat man ihr damals mit auf den Weg gegeben und selbst Ehrengast Matthias Platzeck sprach am Freitag davon, dass er als damaliger Oberbürgermeister glaubte: „Das haben wir vergeigt.“ Der Schulhof war von Autoschiebern und Drogendealern beansprucht, selbst Lehrer fühlten sich dort nicht sicher. Doch Meyhöfer, deren Mann Schulrat beim staatlichen Schulamt und verantwortlich für den Bereich Potsdam ist, legte ein Konzept vor, setzte sich gegen den damaligen Jugendamtsleiter und jetzigen Oberbürgermeister Jakobs durch, verdoppelte trotz anfänglichen Widerstandes im Kollegium als erstes die Aufsichten auf dem Schulhof, begleitete die Komplettsanierung und schaffte es damit, dass sich die Anmeldezahlen der Schüler innerhalb von wenigen Jahren mehr als verzehnfachten. Inzwischen war selbst Bundeskanzler Gerhard Schröder zu Gast in der „bewegten Schule“, wie sie selbst für sich wirbt. Sie hat sich in Bewegung gesetzt, um Demokratie und Qualität in der Schule zu verwirklichen – nach Ansicht der Lehrer und Schüler „die Basis für eine zukunftsorientierte Schule, in der Innovationen geboren und Visionen entworfen werden“. Schlagworte wie „Schule gestalten und nicht verwalten“ sowie Lebens- und Erfahrungsraum für Schüler“ nannte Schulleiterin Meyhöfer, die es keine Sekunde bereut hat nach Potsdam gegangen zu sein, als Leitlinien des Lehrerkollegiums. Partnerschulen in Frankreich, Finnland, der Türkei und Afghanistan sorgen für Schüler-, Wissen- und Kulturaustausch. Jakobs bezeichnete die Voltaire-Schule mit dem Profil Sprachen, Kommunikation und Neue Medien als „modellhaft“.Jan Brunzlow

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })