Homepage: Vom Ende der Welt
Hochschulgottesdienste über die Apokalypse
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Kriege, Naturkatastrophen, atomare Unfälle – in Extremsituationen wird uns unsere Vergänglichkeit schmerzlich bewusst. „Das Ende der Welt“ beleuchten auch die evangelische und katholische Studierendengemeinde zusammen mit dem Religionswissenschaftler und Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Potsdam, Johann Hafner. Sie haben einige Wissenschaftler eingeladen, um in den Hochschulgottesdiensten über die Apokalypse zu sprechen. Der aus dem Griechischen stammende Begriff bedeutet Offenbarung. Erste Texte zur Apokalypse entstanden schon 2000 v. Christus und enthielten Beschreibungen des drohenden Weltuntergangs sowie des göttlichen Gerichts am Ende des Weltgeschehens.
Den Auftakt gab unlängst der Potsdamer Quantenoptiker Martin Wilkens. Im Anschluss an die Lesungen aus der Apostelgeschichte sowie aus dem Markus-Evangelium zur Apokalypse sagte der Physiker zum „Ende des Kosmos“: „Die Welt im Ganzen ist ein unfassbarer Gegenstand, den sich die Naturwissenschaftler immer nur indirekt erschließen können, indem sie sich seinen fassbaren Bestandteilen zuwenden.“ Die Überwindung des Mythos durch den Logos sei „der Schlachtruf der modernen Wissenschaft“. Wilkens geht davon aus, dass es sich bei der Kosmologie, der Wissenschaft von der Welt im Ganzen, um eine Paarung von Mythos und Logos handelt. „Die Welt im Ganzen ist kein Experiment, weil sie für uns Menschen schlicht nicht wiederholbar ist.“ Naturwissenschaftliche Theorien dazu blieben im Kern immer spekulativ. Den Forschern bleibe nur weiterzuarbeiten bis die Bestandteile wissenschaftlicher Erkenntnisse zueinander passten.
Wilkens Aussagen beruhigen und beunruhigen zugleich. „Wir leben, auf kosmischen Skalen betrachtet, nicht in einer apokalyptischen Epoche der Zuspitzung auf eine nahes Ende, sondern in der besten aller möglichen Zeiten.“ Die bedrohlich klingende Vorhersage des Wissenschaftlers: In einigen Milliarden Jahren werde die Sonne ihren Dienst versagen, in sich zusammensacken und zu einem gigantischen Diamanten erstarren. Das Ende des Lebens auf der Erde sei damit besiegelt. Aber: Was uns wie eine Katastrophe erscheinen mag, werde auf der kosmischen Skala keinen großen Eindruck hinterlassen.
Aufschlussreich findet Wilkens die Ausprägungen der verschiedenen naturwissenschaftlichen Untergangsszenarien, die vom „Big Crunch“, dem Untergang in einer Art Höllenfeuer, bis zur derzeit aktuellen ultimativen Erschöpfung des Universums reichen. Sie spiegelten die jeweils aktuellen sozio-kulturellen Untergangsszenarien wider. Derzeit werde das an den Parallelen der Erschöpfungsmetaphorik zur Debatte um die Ursachen des grassierenden Burn-Out deutlich.
Einige Worte zum Trost aus dem Munde des Wissenschaftlers: Für unsere alltäglichen Handlungen sei das prognostizierte Ende des Kosmos bedeutungslos. Der Termin des Gerichtsprozesses entziehe sich unserer Verfügbarkeit. Der Glaube an einen Richtspruch könnte die Naturwissenschaften jedoch mit einem Auftrag versehen: das Gute zu wollen und das Böse zu bekämpfen. Naturwissenschaftler kämen damit schnell in Schwierigkeiten, denn die Physik habe über diese Kategorien nicht zu entscheiden. „Das Jüngste Gericht ist kein Gegenstand empirischer Wissenschaft, sondern Gegenstand einer persönlichen Entscheidung: zu glauben oder nicht zu glauben. Die Wissenschaft mag helfen, Gut und Böse zu identifizieren, im Kern muss sie aber, will sie sich treu bleiben, schweigen.“ Maren Herbst
Jeweils am ersten Sonntag eines Monats in der Friedenskirche, Eingang Park Sanssouci. Am 4. Dezember spricht Christoph Schulte über das „Ende des Fortschritts“.
Maren Herbst
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